Das geht aus aktuellen Zahlen der Finanzmarktaufsicht hervor.
Vor zwei Jahren, mit Beginn der Corona-Krise, sind die Märkte für ein paar Tage eingebrochen. Weltweit gingen die Aktienindizes in den Keller. Und diesen Kursrutsch haben offenbar viele junge Privatanleger genutzt, um Aktien zu kaufen. Die Aufsichtsbehörde FSMA macht das an folgenden Zahlen fest: 2018 waren nur 4,5 Prozent der belgischen Privatanleger unter 30 Jahre alt, letztes Jahr waren es rund zehn Prozent, also mehr als doppelt so viel.
Auch bei 30- bis 39-Jährigen ist ein Anstieg zu verzeichnen, wenn auch nicht ganz so groß. Die Finanzaufsicht sieht anhand der Transaktionsdaten, dass viele tatsächlich den Kurseinbruch 2020 genutzt haben, um an der Börse einzusteigen.
Laut Aussage der Finanzmarktaufsicht unterscheiden sich die Börsenneulinge aber von den etwas Älteren und auch von denen, die damals im Dot-Com-Boom der Endneunziger an die Börse gekommen sind. Viele der Jüngeren sehen ihr Aktienengagement als langfristiges Investment und nicht als schnelles Rein-und-wieder-Raus aus dem Markt. Viele sind weiterhin drin im Markt. Etwa die Hälfte der 20- bis 30-Jährigen besitzt noch die Aktien, die sie vor zwei Jahren gekauft haben.
Man könnte meinen, die jungen Erwachsenen stürzen sich auf Zockerprodukte wie Kryptowährungen. Investiert haben die meisten aber in klassische Aktien oder sogenannte ETF. Das sind börsengehandelte Fonds, die beispielsweise einen Index oder ein Marktsegment abbilden, ohne von einem Verwalter aktiv gemanagt zu werden. Da zeigt sich dann doch, dass regulierte und etablierte Märkte und Produkte geschätzt werden.
Auffallend ist auch: Junge Anleger kaufen eher Aktien von internationalen Firmen. Bei den unter 30-Jährigen besteht die Hälfte des Depots aus Firmen, die nicht in der EU ansässig sind. Zum Vergleich: Bei den 60- bis 69-Jährigen beträgt der Anteil nur 27 Prozent. Ein Grund ist hier laut FSMA wohl auch die Affinität von Jüngeren zu großen Technologiekonzernen, vor allem aus den USA.
In der Regel investieren junge Menschen deutlich weniger Geld an der Börse als ältere Semester. Auch dazu hat die FSMA Zahlen. Unter 30-Jährige haben knapp 2.000 Euro investiert. Bei den 60- bis 69-Jährigen sind es im Schnitt 10.000 Euro, also fünfmal so viel.
Eine Gemeinsamkeit gibt es aber noch: In allen Altersklassen gibt es mehr Männer als Frauen, die ihr Geld in Aktien anlegen, wobei der Unterschied umso kleiner wird, je jünger die Anleger sind.
soir/okr