Anders als allgemein erwartet kam es gestern nicht zu einem spektakulären Aufmarsch des rechtsextremen Vlaams Belang, vor allem nicht in seiner Hochburg Antwerpen. Die frankophonen Sozialisten, denen man nach der Reihe von Skandalen eine schwere Wahlniederlage vorhergesagt hatte, konnten im allgemeinen den Schaden in Grenzen halten. In Charleroi verliert die PS zwar 13%, erhält aber immer noch 38% der Stimmen. Die liberale MR gewinnt 9% hinzu und ist mit 25% zweitgrößte Partei in Charleroi. Der rechtsextreme FN erhielt knapp 10% der Stimmen. 9% eroberte er in Mons, der Stadt des PS-Vorsitzenden Di Rupo. Seine eigene Partei verliert 10%, hat aber immer noch die absolute Mehrheit. In Lüttich hat die MR unter Didier Reynders 5% hinzugewonnen, doch die Koalition zwischen PS und CdH bleibt wahrscheinlich an der Macht.
In Brüssel kam die Überraschung von der Koalitionsbildung in der hart umkämpften Gemeinde Schaerbeek. Die Ecolo Spitzenkandidatin Isabelle Durant entschied sich dort für eine Koalition mit dem bisherigen MR-Bürgermeister Clerfayt und verbannte dadurch die PS mit Justizministerin Onkelinx in die Opposition. In Brüssel-Stadt wurde die PS stärkste Partei. Sie wird eine Koalition mit der CdH bilden und die MR auf die Oppositionsbank schicken.
In Flandern konnte der rechtsextreme Vlaams Belang nicht den erwarteten allgemeinen Wahlsieg erringen. In Antwerpen gewann die sozialistische SP.A unter Führung des Bürgermeisters Patrick Janssens 16% hinzu, der Vlaams Belang nur 0,5. Janssens erhielt zudem persönlich 10.000 Stimmen mehr als der Belang-Spitzenkandidat Dewinter. Die liberale VLD verlor in Antwerpen 7%, die Grünen 6%. Die Partei des Premierministers gehört in Flandern zu den großen Verlierern mit Ausnahme von Mechelen, Knokke und Berlare, wo der VLD-Vorsitzende Bart Somers, Wirtschaftsminister Verwilghen und Außenminister De Gucht ihrer Partei zum Wahlsieg verhalfen.
Gemeinderatswahl: Zusammenfassung der Ergebnisse auf Landesebene
Die meisten Ergebnisse der Kommunalwahlen liegen inzwischen vor und einige Koalitionen sind bereits gebildet. In Flandern und in der Wallonie gab es einige Überraschungen.