Die Fotos der neuen Werbekampagne der Wassermarke Spa zeigen das Model Linda Deplacie, nackt bis zur Hüfte, das Gesicht auf die rechte Hand gestützt. Das Ganze dreimal: ein Foto von 1985, eins von 2002 und ein aktuelles Bild. Immer dieselbe Pose - und immer Linda Deplacie. 1985 wurde sie erstmals für die Kampagne rekrutiert, aus Paris, wo sie damals als Model arbeitete. Heute ist Linda Deplacie 61 Jahre alt. Sie hat sich tatsächlich so gut wie nicht verändert, sie ist immer noch eine bildschöne Frau.
"Besser leben beginnt auch mit besser trinken" lautet der Werbespruch zu den drei Fotos. Es geht dem Konzern um den Begriff und das Verständnis von Reinheit ("Pureté"), um zeitlose Reinheit eigentlich. Weil unser Körper das Natürlichste ist, das wir haben, weil er nackt auch nichts versteckt, hat man diese Kampagne gewählt. Wobei: Die nackten Brüste sieht man auf Papier - also in den Zeitungen und Zeitschriften, nicht aber auf großen Werbetafeln zum Beispiel an Bahnhöfen. In Antwerpen oder auch am Lütticher Guillemins-Bahnhof wurden die Fotos gerade oberhalb der Brustwarze abgeschnitten.
Das hat einen Grund, hat Linda Deplacie im flämischen Radio erklärt. Es geht nämlich nicht darum, zu provozieren. "Ich kann verstehen, dass es Gruppen oder Menschen gibt, die sich an der Darstellung nackter Brüste stören, die sich provoziert fühlen", sagt das Model. Deshalb findet sie es in Ordnung, dass die großflächigen Fotos, wie im Bahnhof, nicht alles zeigen. "Wir leben in einer großen Gemeinschaft", sagt sie später noch, und da müsse man sich gegenseitig respektieren.
1985 Unterschied zwischen Wallonie und Flandern
Nackte Brüste schockieren auch heute noch - vielleicht mehr noch als vor zwanzig Jahren. Bei der Kampagne von 2002 wurde kein Unterschied gemacht, ob das Nacktfoto in der Zeitung oder im öffentlichen Raum hing. 1985 war es verrückterweise so, dass die Kampagne inklusive Brustwarzen in der Wallonie gezeigt werden durfte, in Flandern hingegen nicht, da wurden die Plakate verboten.
Die Unternehmenssprecherin von Spa-Monopole, Charlotte Giroud, hat unter anderem der Zeitung La Meuse ein Interview gegeben. Darin erklärt sie, dass es keine Entscheidung des Konzerns sei, zwei verschiedene Kampagnen zu führen. Es gebe aber Richtlinien der Werbeaufsicht. Die verlange im übrigen auch, dass in den sozialen Netzwerken die Brustwarzen verpixelt werden.
Sexistisch ist die Werbung keineswegs, findet Fotomodel Linda Deplacie. Sie stört vielmehr, dass die Menschen immer prüder zu werden scheinen. Hier gehe es in keinster Weise um das weibliche Geschlecht, sondern um die Gesundheit des Körpers.
avenir/meuse/vrt/jp
Ja, Madame Deplacie, nicht nur prüder. Immer noch muss vor allem die Frau für gewagtere Werbung herhalten.
Wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit dem Bild eines entsprechend gewagt abgebildeten Mannes? Schön behaart, mit Muskeln, Waschbrettbauch oder Knackpopo?
Linda ist zweifellos eine schöne Frau. Warum allerdings für Wasser mit einer nackten Frau geworben werden muss, erschließt sich mir nicht. Eine klare, sprudelnde Quelle hätte Reinheit und Natürlichkeit auch bestens dargestellt. So lange mit solchen Bildern geworben wird, darf der "Genderzwang" getrost auf Eis gelegt werden.