Der Hauptgrund für die Preissteigerungen sind Lieferengpässe - und für die gibt es verschiedene Ursachen. Bei Materialien wie Stahl, Glas oder Dämmstoffen kommt es vor allem wegen der Pandemie zu Schwierigkeiten. Weltweit wurden die Produktionskapazitäten heruntergefahren. Personal ist ausgefallen, u.a. in der Logistik. Und dann gab es den Vorfall am Suezkanal letztes Jahr im März, wo ein Containerschiff auf Grund gelaufen war und den Warenverkehr tagelang blockierte. Das hat weltweite Lieferketten aus dem Takt gebracht und verschoben.
Der Dachverband der belgischen Bauindustrie hat bei etwa 400 Betrieben nachgefragt. Alle gaben an, noch immer viel zu lange auf Material warten zu müssen. Mehr als die Hälfte aller Bauunternehmen hat mit einer Verzögerung von mehr als zwei Wochen zu kämpfen. In fast einem Drittel der Fälle beträgt die Verzögerung sogar mehr als vier Wochen.
Holz besonders teuer
Beim Holz sind die Preise besonders stark gestiegen. Aber die Ursachen sind etwas anders gelagert. Obwohl in Europa und auch in Belgien viel Bauholz produziert wird, wird es knapp mit dem Nachschub. Das liegt daran, dass überall auf der Welt mehr gebaut wird. Auch in Belgien hat in der Pandemie 2020 jeder angefangen zu bauen oder zu renovieren, und das hat die Nachfrage nach Baumaterialien enorm gesteigert.
In den USA haben die Konjunkturprogramme von Präsident Biden die Baubranche angekurbelt. Gleichzeitig ist weniger Holz auf dem Markt, auch wegen des Borkenkäfers. Vor allem in Kanada gab es deswegen massive Probleme. Und dann waren da noch die Waldbrände, zum Beispiel in Kalifornien. Die haben auch nochmal dazu beigetragen, dass sich die Amerikaner auf den europäischen Märkten das Holz besorgt haben, oder es noch immer tun. Übrigens hat auch China einen großen Bedarf an Holz und deckt sich in Europa ein.
Höchstpreisniveau bald erreicht?
Die Nachfrage übersteigt immer noch das Angebot - und so wird es teuer. Der Dachverband der Bauindustrie sagt, dass sich seit November 2020 einige Produkte im Preis verdoppelt haben. Die meisten Baustoffe sind um 15 bis 25 Prozent gestiegen. Das ist auch für die Unternehmen ein Problem. Die müssen viel mehr Geld vorstrecken, um ihre Materialrechnungen zu bezahlen.
Aber der Verband erwartet, dass das Höchstpreisniveau allmählich erreicht ist. Das sagte Vorstandschef Niko Demeester in der VRT. Bis zum Sommer dürften sich die Preise auf ein normales Niveau eingependelt haben. Trotzdem rät der Dachverband davon ab, Arbeiten bis dahin aufzuschieben. Die Devise lautet tatsächlich eher "Augen zu und durch", sofern der Kunde es sich leisten kann, sagt Niko Demeester. Auf eine Preissenkung im Sommer zu setzen, wäre Spekulation, sagt der Vorstandschef. Also besser weiter bauen, damit man am Ende nicht frustriert ist, weil die Arbeiten nicht voran gehen.
vrt/jp