"Viertagewoche": Wenn man das hört, dann denkt man sofort an die gängige Lesart. Die Wochenarbeitszeit würde um mehr oder weniger acht Stunden verkürzt - und das bei vollem Lohnausgleich, also ohne, dass man Gehaltseinbußen hinnehmen müsste.
Die Vivaldi-Koalition denkt aber offensichtlich nicht an diese Formel. Auf dem Tisch der Regierung liegt zwar die Viertagewoche, die Wochenarbeitszeit bliebe aber dieselbe. Entsprechend würde sich natürlich auch das Einkommen nicht verändern.
"Man wolle die Arbeitszeit besser über die Woche verteilen", zitiert die Zeitung Le Soir nicht genannte Quellen aus dem Beraterstab des PS-Wirtschafts- und Arbeitsministers Pierre-Yves Dermagne. Man wolle gewissen Arbeitnehmern die Möglichkeit geben, ihre Wochenarbeitszeit unter bestimmten Bedingungen auf vier Tage zu konzentrieren. Würde also konkret bedeuten, dass man dann an vier Tagen jeweils 9,5 Stunden arbeiten müsste. So könne man Berufs- und Privatleben mitunter besser in Einklang bringen.
Die Gewerkschaften stehen dem Vorschlag skeptisch bis ablehnend gegenüber. 9,5 Stunden, das sei ein langer Arbeitstag; und nicht jeder wohne zehn Minuten vom Arbeitsplatz entfernt, gibt die christliche CSC in De Morgen zu bedenken. "Wir wollen eine echte Arbeitszeitverkürzung", reagiert die sozialistische FGTB.
Roger Pint