Das Schlafzimmer ist ein Ort, an dem man Schadstoffe am wenigsten vermuten würde und wo man sie auch überhaupt nicht haben möchte. Aber leider gibt es sie, wie eine europaweite Untersuchung zeigt. Bis zu 23 verschiedene Schadstoffe wurden in Proben aus belgischen Schlafzimmern festgestellt - und harmlos sind die nicht. Es geht um Pestizide, die von den europäischen Behörden als möglicherweise krebserregend eingestuft werden oder das Potenzial haben, unser Hormonsystem zu schädigen. In 80 Prozent der Schlafzimmerproben fanden sich auch Schadstoffe, die im Verdacht stehen, die menschliche Fortpflanzung zu schädigen.
Die Autoren der Studie haben in 21 europäischen Ländern Stichproben von Hausstaub genommen. Die wurden dann in einem spezialisierten Labor in Frankreich untersucht. Und da zeigte sich: Alle Proben waren mit Pestiziden belastet - besonders stark belastet war der Hausstaub aus Belgien, darin fanden sich 23 verschiedene schädliche Pestizide - die größte Menge im Vergleich zu den anderen Ländern (Studienergebnisse). Der Durchschnitt liegt bei acht.
Vermutlich gelangen die Stoffe aus der intensiven Landwirtschaft in die Innenräume der Häuser. Landwirte besprühen ihre Felder mit Pestiziden, und ein Teil davon kann in angrenzende Häuser oder Gärten gelangen. Babys krabbeln auf dem Boden herum und kommen durch den Staub mit den Pestiziden in Berührung. Gesundheitsstudien (epidemiologische Studien) aus verschiedenen Ländern zeigen, dass Landbewohner tatsächlich ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen, Fehlgeburten oder kognitive Beeinträchtigung haben - und das Risiko ist nochmal größer, je näher Menschen an pestizid-behandelten Flächen leben.
Hinter der Studie steckt die Europäische Bürgerinitiative "Bienen und Bauern retten", der etwa 200 Organisationen angehören. Alle setzen sich für Biodiversität und Klimafreundlichkeit in der Landwirtschaft ein. Die Bürgerinitiative hat sich ein konkretes Ziel gesetzt: bis Ende September eine Million Unterschriften für eine pestizid-freie Landwirtschaft in der gesamten EU zu sammeln. Bislang sind rund 800.000 Unterschriften zusammengekommen.
vrt/global2000/jp