Koen Van Keer von der belgischen Arachnologischen Vereinigung (Arabel) ist ein echter Spinnenkenner. In der Tageszeitung De Morgen erklärt er, dass es nicht so ist, dass jetzt auf einmal alle Spinnen erwachsen geworden sind und ausschwärmen. Das passiere eher im Frühjahr bei kleineren Spinnen, die im Freien leben. Und das bekommen wir Menschen gar nicht so mit.
Was jetzt gerade passiert sei ein anderes Phänomen, so der Experte. Und zwar: Die männlichen Hausspinnen, die sich seit dem Frühjahr in ihrem Netz befanden, sind jetzt ausgewachsen. Sie verlassen ihr Netz und wandern durch das Haus auf der Suche nach weiblichen Spinnen, mit denen sie sich paaren können. Und manchmal landen sie auch in der Badewanne oder im Waschbecken, wo man sie natürlich lieber nicht sehen würde. Gute Nachricht für alle mit einer Spinnenphobie: Diese Phase dauert nur bis Ende Oktober.
Größere Spinnen-Exemplare sind nur selten dabei, sagte Koen Van Keer. Es handelt sich hauptsächlich um Hausspinnen. Ab und zu sehe man aber auch mal Tigerspinnen oder Wespenspinnen. Die sind schwarz-gelb gestreift, sehen also eher exotisch aus. Diese Spinnen kommen auch eher aus südlichen Regionen, sind aber durch die Klimaerwärmung inzwischen auch bei uns zu finden.
Auch Kreuzspinnen sieht man derzeit öfter. Früher kam diese Art am häufigsten in unseren Regionen vor. Inzwischen ist das Vorkommen drastisch gesunken. Auch das ist vermutlich eine Folge des Klimawandels. Aber der Experte hat trotzdem dieses Jahr den Eindruck, wieder mehr Kreuzspinnen zu sehen. Das führt er auf den nassen Frühling und Sommer zurück. Denn das bedeute mehr Insekten, also auch mehr Nahrung für die Spinnen.
Und wie soll man mit den Spinnen im Haus umgehen? Der Experte rät, man solle die Spinne da sitzen lassen, wo sie ist. Denn ein Haus sei immer auch ein Ökosystem und die Spinne halte das im Gleichgewicht, so Van Keer.
Er könne aber auch verstehen, dass viele ein Problem damit haben. Deshalb rät er zu dem klassischen Trick: Mithilfe von einem Glas und einem Bierdeckel kann man die Spinne einfach nach draußen setzen. Eigentlich gibt es keinen Grund zur Panik: In Belgien gibt es keine gefährlichen Spinnen, die man fürchten müsste.
demorgen/lo/est