Bis zum Jahr 2025 soll es bekanntermaßen so weit sein: Belgien soll dann für seine Stromversorgung nicht mehr auf Kernenergie angewiesen sein und somit seine Atomkraftwerke abschalten können.
Aber weil die Stromversorgung aufrechterhalten werden muss, muss Ersatz her. Außerdem muss dabei auch ein gewisser Strompuffer bedacht werden, um auf Zeiten höheren und niedrigeren Verbrauchs reagieren zu können.
Dafür sollen unter anderem auch Gaszentralen beziehungsweise Gaskraftwerke sorgen, die sich aber natürlich nicht von selbst bauen. Schon gar nicht, wenn sich die potenziellen Bauherren nicht sicher sein können, dass sie ihre Kosten wieder reinholen werden.
Gerade, weil ungenutzte Energie, die als Puffer bereitgehalten werden muss, ja per Definition im Normalfall nicht oder nur zum Teil verkauft werden kann.
Kapazitätsvergütung soll Investoren überzeugen
Um Investoren zu überzeugen, soll es also Subsidien vom Staat geben. Der Unterstützungsmechanismus, auf den Belgien hierbei zurückgreifen will, nennt sich "Kapazitätsvergütung" oder kurz einfach CRM nach seiner englischen Bezeichnung "Capacity Remuneration Mechanism".
Hierbei werden Energielieferanten im Kern dafür entschädigt, dass sie also bestimmte Kapazitäten an Strom quasi in der Hinterhand behalten, um auch bei einem punktuell hohen Energiebedarf die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Versteigerung der Produktionskapazitäten geplant
Welche Unternehmen sollen also diese Beihilfen bekommen? Dazu werden die benötigten Produktionskapazitäten bei einer Auktion versteigert, bei der alle Akteure des Energiesektors mitbieten können.
Die Firmen, die die vom Staat verlangten Produktionskapazitäten zum niedrigsten Preis versprechen, bekommen den Zuschlag und damit die staatlichen Beihilfen.
EU-Kommission muss Einhaltung von Regeln überwachen
Die Europäische Kommission muss aber darüber wachen, dass die Mitgliedsstaaten der EU mit solchen Unterstützungsmechanismen nicht gegen die Regeln verstoßen - also dass es dadurch zum Beispiel nicht zu Wettbewerbsverzerrungen kommt.
In diesem Fall ging es darum, ob Belgiens Kapazitätsvergütung mit den Leitlinien für staatliche Umweltschutz- und Energiebeihilfen vereinbar ist.
Nach monatelanger eingehender Prüfung hat die Kommission nun entschieden, dass der belgische Subsidienmechanismus erstens erlaubt ist und zweitens auch notwendig, um Stromengpässe zu vermeiden.
Föderale Energieministerin Van der Straeten ist zufrieden
Sie sei natürlich zufrieden mit dieser sehr deutlichen Entscheidung der Europäischen Kommission, reagierte die föderale Energieministerin Tine Van der Straeten von Groen bei der VRT.
Das ermögliche Belgien einerseits, zu einhundert Prozent auf erneuerbare Energien umzusteigen. Und andererseits, dass eben die so wichtige Versorgungssicherheit des Landes sichergestellt werde, so Van der Straeten.
Kapazitätsvergütung nicht nur für Gaszentralen
Die Kapazitätsvergütung ist aber keinesfalls nur für Gaszentralen gedacht, sondern generell für alle Möglichkeiten, um besagte Kapazitäten in der Hinterhand behalten zu können. Neben dem Bau von Gaskraftwerken gibt es beispielsweise die sogenannte Nachfragesteuerung.
Hierbei schließt der Energieversorger Verträge mit Unternehmen, die viel Strom verbrauchen. Darin verpflichten sich diese Unternehmen, weniger Strom zu verbrauchen, wenn Energieknappheit droht.
Fördermöglichkeit der Speicherung von überschüssiger Energie
Eine andere Möglichkeit ist die großangelegte Speicherung von überschüssiger grüner Energie in sogenannten "Batterieparks". Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Windkraftanlagen durch sehr viel Wind mehr Energie produzieren als gerade benötigt wird - oder besonders viel Sonne für einen Überschuss aus Solaranlagen sorgt.
Dass die belgische Kapazitätsvergütung nicht an eine bestimmte Technologie gebunden ist, erwähnt die Europäische Kommission explizit in der Begründung ihrer Entscheidung.
Aber es wird dennoch erwartet, dass der Löwenanteil der Subsidien aus der ersten Versteigerung der Produktionskapazitäten in Gaskraftwerke fließen wird. Diese erste Auktion soll bereits im Oktober stattfinden, weshalb in Brüssel auch schon ungeduldig auf das offizielle grüne Licht vonseiten der EU-Kommission gewartet worden war.
Es drohen dennoch Stolpersteine für den Atomausstieg
Das bedeutet aber keinesfalls, dass von hier aus an der Weg komplett frei wäre von Stolpersteinen für den Atomausstieg beziehungsweise für den Bau der Gaszentralen, weil es dafür auch noch Genehmigungen von den Teilstaaten braucht. Sowohl in Flandern als auch in der Wallonie laufen noch diverse Beschwerdeverfahren.
Und so könnten noch Auflagen folgen, die die Kosten für Gaszentralen deutlich in die Höhe treiben könnten - mit potenziell nur schwer abschätzbaren Folgen für den Zeitplan und die Umsetzung des Atomausstiegs.
Boris Schmidt
Man muss sich das was hier passiert einmal gut anschauen.
Der Verbraucher bezahlt demnächst eine erhöhte Steuer auf fossile Energie (Heizöl, Diesel, Benzin, Gas) weil er ja CO2 und Dreck ausstößt.
Dieses Geld, diese Steuer, wird dann verwendet um Gaszentralen zu bezuschussen, damit diese Zentralen CO2 und Dreck ausstoßen. Und dies, weil man keine saubere Kernenergie mehr möchte.
Verhindern kann dies eigentlich nur noch die Politik selbst, die sich inzwischen solche „Klimaziele“ gesetzt hat, dass sie keine Gaszentrale mehr bauen darf um diese zu erreichen.
Alles verstanden?
Werter Herr Schumacher,
Das kommt dabei heraus, wenn (un)fähige Experten, (un)fähige Politiker beraten, oder andersrum??
Na dann los, meine Herren! Ab in die Politik und selbst beweisen, dass Sie beide (und noch einige mehr) die Experten und fähigen Politiker sind.
Worauf warten Sie noch?
Wie wär es zum Anfang mit einem Kernkraftwerk in Ihrem Garten? Sie regeln das schon...
Nun Herr Pluymen, das ist zwar nicht das Thema, aber ich könnte mit einem Kernkraftwerk in „meinem Garten“ leben. Sie auch mit einer Gaszentrale oder gar einem Kohlekraftwerk, oder dann doch mit Windrad und/oder ohne Strom?
Also, das hätte was für sich, so ein riesiger Kühlturm direkt vor dem Küchenfenster.
Aber der Herr Schumacher hat gut schwadronieren, wo der doch weiß, dass er es nie erleben wird, ein Atomkraftwerk in seinem Garten zu haben.
In Europa sind gerade mal ganze drei (kein Witz!) Atommeiler im Bau:
Flamanville in Frankreich, Mochovce in der Slowakei und Olkiluoto in Finnland.
Es lohnt sich, die entsprechenden Artikel auf Wikipedia zu lesen: Bauzeit und -kosten laufen da völlig aus dem Ruder. Die Dinger werden nie kostendeckend arbeiten können.
Es ist schon ein Irrwitz, dass gerade die grüne Politik die Kernkraft in Belgien abschafft zugunsten von Gaskraftwerken, die bekanntlich ein Haufen CO2 produzieren.
In den Niederlanden hingegen hat man vor, neue Kernkraftwerke zu bauen, um weniger CO2 zu emittieren. Komisch, nicht wahr...?
Wann geben die Grünen Fantasten endlich zu, dass sie überhaupt kein schlüssiges Konzept haben, um die Grundlastfähigkeit im Stromnetz sicherzustellen?
Herr Scholzen, da gehen die Pferde aber mit Ihnen durch, was die Niederlande betrifft.
Da liest man nämlich:
"Den Haag (energate) - Die niederländische Regierung will sich die Option Kernenergie im Kampf gegen den Klimawandel offenhalten. Eine Studie soll jetzt aufzeigen, welche Rolle die Kernkraft neben Wind- und Solarenergie in den Jahren 2030 bis 2050 und darüber hinaus spielen kann. Wirtschaftsstaatssekretärin Dilan Yesilgöz-Zegerius teilte mit, sie werde eine entsprechende Szenario-Studie erstellen lassen."
"Ein Reaktor dieses Typs könne innerhalb von 11 bis 15 Jahren realisiert werden. Auch kleine, modulare Reaktoren (SMR) werden als interessante Option gesehen. Diese seien aber noch nicht wirtschaftlich." (08.07.2021)
Von konkreten Plänen oder Baugenehmigungen ist da keine Rede, noch weniger natürlich von einem Datum für den Baubeginn, den genauen Kosten und der wirklichen Bauzeit (s. o.: "aus dem Ruder").
Aber die "Gegenpoler" werden sicher mit ihrem Schnellen Brüter um die Ecke kommen und den Niederländern mal zeigen, was eine Harke ist.
Da habe ich doch tatsächlich die Zahl der im Bau befindlichen AKWs in Europa grob unterschätzt: es sind drei, sondern vier (oder fünf), denn in Großbritannien ist die Doppelanlage Hinkley Point C 1 und C2 seit Dezember 2018 bzw. 2019 im Bau.
Unverzeihlicher Irrtum, einer nicht auf dem letzten Stand stehenden Liste geschuldet. Dabei ist diese Anlage geradezu ein Musterbeispiel für "Pleiten, Pech und Pannen".
Nein, nicht Pech, wird dort doch sehenden Auges an einem Milliardengrab geschaufelt, dessen Füllung dann letztlich der Steuerzahler übernehmen wird.
Getreu dem Motto: Wir haben das nun mal angefangen, also müssen wir es auch bis zum bitteren Ende durchziehen, koste es, was es wolle.
Da der Bau aufgrund der hohen Investitionskosten wirtschaftlich nicht rentabel ist, hatte EDF als Bedingung staatliche Subventionen verlangt u.a eine Abnahmegarantie.
Aha!
Der entsprechende Wikipedia-Artikel "Kernkraftwerk Hinkley Point" liest sich wie eine Schauergeschichte...
Was andere Länder betrifft:
"Atomkraft: Schleichendes Ende oder Renaissance?"
Deutsche Welle - 05.02.2021
@Schleck: Ja, es dauert bis zu 15 Jahren, bis ein AKW fertig ist. Aber in der selben Zeit wird die alternative Energiewende auch nicht grundlastfähiger.
Herr Schleck, Sie müssen noch mehr Glauben in die Energiewende entwickeln, dann werden die alternativen Energien bestimmt grundlastfähig.
Wir "Gegenpoler" haben viel zu wenig Glauben, ja daran liegt es.
Vielen Dank für den Tipp! Ich beneide Sie.
Fanatischen Glauben, sprich Sektierertum, verorte ich eher auf Seiten der "Gegenpoler", wo man Zahlen und Fakten nicht zur Kenntnis nehmen will.
"La Belgique a le record du monde de l'indisponibilité des réacteurs nucléaires"
(RTBF)
"Alors que la moyenne mondiale se situe sous les 4%, la Belgique caracole largement en tête avec plus de 25%, loin devant l'Iran (13,5%) et la Tchéquie (8,8%)."
25% der Zeit außer Betrieb...
Schlechter als der Iran...
Wie war das doch noch im November 2018, als von den sieben belgischen Reaktoren ein einziger (!!!) am Netz war?
In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli dieses Jahres musste der Reaktor Doel 2 unvorhergesehen manuell abgeschaltet werden wegen eines Lecks an einer Sauerstoffleitung. Bis zur Reparatur blieb (bleibt?) er abgeschaltet.
"Grundlastfähigkeit" nennt man das wohl?