"Am 1. September beginnt das neue Schuljahr", erklärte Premierminister Alexander De Croo (Open VLD) bei der Pressekonferenz nach dem Konzertierungsausschuss, "es soll aber für uns alle ein Neustart sein."
Da die vorgebene Impfquote mehr als eingehalten werde, könne Phase vier des Sommerplans eingeläutet werden. Die Impfkampagne halte die steigenden Corona-Zahlen vorerst überschaubar. "Die Impfungen haben die Spielregeln verändert." Inzwischen haben 72 Prozent der belgischen Gesamtbevölkerung eine Erstimpfung erhalten, 68 Prozent sind vollständig geimpft. "Die Botschaft bleibt: Lassen Sie sich impfen! Für Sie selbst, Ihre Familie, Ihre Freunde", appellierte De Croo. "Auf diese Weise können Sie ganz konkret helfen. Dank dieser Impfungen können wir das Land wieder öffnen".
Das Ziel lautet pro Gemeinde: ein Impfgrad von mindestens 70 Prozent, bezogen auf die gesamte Bevölkerung.
Keine Sperrstunde mehr für Horeca
Im Horeca-Sektor sollen ab dem 1. September alle Beschränkungen fallen, außer der Maskenpflicht beim Aufstehen. Die Sperrstunde fällt weg. Es darf auch wieder an der Theke getrunken werden. Die maximale Zahl von Gästen am Tisch ist nicht mehr begrenzt.
Tanzen in Cafés ist erst ab dem 1. Oktober wieder erlaubt. Auf Hochzeiten ist Tanzen schon ab dem 1. September wieder erlaubt.
Zu Hause dürfen wieder soviele Menschen empfangen werden, wie man will.
Veranstaltungen mit mehr Möglichkeiten
Bei Innenveranstaltungen bis 200 und Außenveranstaltungen bis 400 Besuchern gibt es keine Einschränkungen mehr. Maskenpflicht und Abstandsregel fallen weg. Ab Oktober werden die Besucherzahlen auf 500 innen und 750 außen erhöht. Bei größeren Veranstaltungen braucht es ein Covid-Safe-Ticket, damit es keine Einschränkungen gibt.
Organisierte Aktivitäten von Musik- oder Sportvereinen oder Jugendlager unterliegen keinen coronabedingten Einschränkungen mehr.
Auch die Regeln für religiöse Feiern wie Gottesdienste, kirchliche Hochzeiten oder Beerdingungen werden gelockert.
Die Regeln rund um das Covid-Zertfikat werden angepasst. Die Teilstaaten können in Gemeinden mit niedrigem Impfgrad für den Horeca-Bereich ein Covid-Zertifikat verlangen.
Ab dem 1. Oktober dürfen Diskotheken wieder öffnen. Die Teilstaaten dürfen aber selbst bestimmen, ob und unter welchen Bedingungen - zum Beispiel, ob ein Covid-Safe-Ticket nötig ist.
In der Hauptstadtregion Brüssel gibt es noch keine Lockerungen - für mindestens einen weiteren Monat, da die epidemiologische Situation das nicht zulasse. Die Regeln im Brüsseler Gaststättengewerbe werden also noch nicht gelockert und die Diskotheken werden wahrscheinlich auch nicht am 1. Oktober öffnen.
Wieder 100 Prozent Präsenzunterricht
Im Bildungswesen haben alle Schüler ab Beginn des neuen Schuljahrs wieder Präsenzunterricht. "Was mich als Ministerpräsident einer Gemeinschaft besonders freut," so Oliver Paasch (ProDG) in deutscher Sprache, "ist die Tatsache, dass die Vorschläge der Bildungsminister bestätigt wurden. Wir dürfen einen ganz anderen Schulstart erleben als noch im vergangenen Jahr, d.h. 100 Prozent Präsenzunterricht für alle Schüler und keine Maskenpflicht während des Unterrichts in der Klasse."
Belgien befinde sich weiterhin auf einem pragmatischen Mittelweg, so Paasch. "Auf der einen Seite gilt es, weiterhin vorsichtig zu bleiben, auf der anderen Seite ein Maximum an Freiheiten zurückzugeben. Dabei sind wir weniger streng als Nachbarn wie Deutschland."
Wichtig für Grenzregionen wie Ostbelgien: Die Ausnahmeregelung mit zeitlich begrenztem Aufenthalt im Nachbarland (ohne weitere Formalitäten) wird aufrechterhalten.
Impfpflicht für Pflegepersonal soll kommen
Der Konzertierungsausschuss hat auch den föderalen Gesundheitsminister Frank Vandebroucke (Vooruit) beauftragt zu prüfen, unter welchen Bedingungen das Pflegepersonal zu einer Impfung verpflichtet werden kann. "Die Menschen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen haben einen Anspruch auf maximalen Schutz", sagte Premierminister De Croo. "Darum ist die Entscheidung für oder gegen eine Impfung bei denjenigen, die in der Pflege arbeiten, mehr als eine indivuelle Entscheidung."
De Croo erinnerte daran, dass es in Belgien für das medizinische Personal schon eine verpflichtende Impfung gegen Hepatitis B gebe.
Bei einem folgenden Konzertierungsausschuss (voraussichtlich Mitte September) soll darüber beraten werden, ob das Tragen eines Mund-Nasenschutzes weiterhin nötig ist. Es sei aber noch ein wirkungsvoller Schutz gegen eine Ansteckung, hob Gesundheitsminister Vandenbroucke hervor. An öffentlichen Orten (öffentliche Verkehrsmittel, Bahnhöfe, Geschäfte, Bibliotheken, Gerichtsgebäude ...) muss weiterhin ein Mund-Nasenschutz getragen werden.
vrt/vk
Das hört sich sehr euphorisch an....
Eigentlich sollte man Vorsicht haben vor Delta, weil die Incidenz schneller und früher als letztes Jahr steigt.....
warten wir mal ab, weil nochmals
lockdown...muss keiner haben, und werden Viele nicht verstehen nach diesem Konzertierungsausschuss
Mir kommt es auch ein wenig übertrieben optimistisch vor. Wenn Lockdown, dann hoffentlich nur für ungeimpfte Personen.
@Frau Gottschling Sie scheinen die Wirkungsweise der Impfung nicht zu verstehen. Mittlerweile ist erwiesen, dass die höchstens noch zum Eigenschutz taugt und nicht mehr und nicht weniger. Impfdurchbrüche häufen sich. Geimpfte übertragen weiterhin. Auch die Lockdowns haben ihre Wirkung verfehlt. Dann finde ich ihren Kommentar doch sehr bedenklich die Menschen in 2 verschiedene Kategorien einzuteilen. Das darf es nicht in einer demokratischen Gesellschaft geben.
Frau Eichten, die Wirkungsweise der Impfung ist so zu verstehen, dass, wenn sich alle impfen lassen, die Gefahr noch sehr gering ist. Inzwischen hatte jeder die Gelegenheit. Jetzt sollen Ihrer Meinung nach die Geimpften sich zurückziehen, damit die zum Großteil freiwillig Ungeimpften geschützt bleiben? SIE scheinen nicht zu verstehn, wozu Impfungen dienen... und das dann mit Demokratie zu verknüpfen ist noch bedenklicher.