In vielen Ortschaften mussten Menschen ihre Wohnungen verlassen. Bei Affligem steht ein ganzes Wohnviertel an der Dender unter Wasser. In Sint-Pieters-Leeuw ist am Nachmittag ein Deich am Kanal Brüssel-Charleroi gebrochen. Daraufhin mussten 230 Häuser geräumt werden.
Auch in Wawre mussten Menschen ihre Wohnungen verlassen. Dort wurde am Vormittag der Katastrophenplan ausgerufen. In Tubize musste das Krankenhaus evakuiert werden.
In Halle hat sich die Lage am Vormittag zugespitzt. Dort droht eine Überflutung des Stadtzentrums. In Beersel stellte das Pharmaunternehmen UCB seine Produktion ein, weil Werkshallen überflutet sind. In Lot wurden sämtliche 800 Einwohner evakuiert.
Auch in Ostflandern ist die Situation weiter kritisch. In Westflandern, wo gestern vor allem Zwevegem und Avelgem unter Wasser standen, scheint die Lage mittlerweile unter Kontrolle zu sein. Im Hennegau sind vor allem das Tal der Dendre und die Gemeinden Leuze, Ath und Lessines von den Wassermassen bedroht.
Notfallplan für Gemeinden in Provinz Lüttich und Brüssel

In der Provinz Lüttich haben die Flüsse ebenfalls sehr hohe Pegel erreicht. Drei Gemeinden haben den Notfallplan ausgerufen: Aywaille, Esneux und Bassenge.
Auch in Brüssel, wo sich die Lage in der Nacht vorübergehend stabilisiert hatte, wurde am Nachmittag der Notfallplan ausgerufen. In Uccle, Drogenbos, Forest und Watermael-Boitsfort stehen viele Strassen unter Wasser.
Seit gestern war dort die Feuerwehr pausenlos im Einsatz. Über 3500 Anrufe gingen bei den Notdiensten ein. Der Verkehr auf dem Brüsseler Ring ist noch an mehreren Stellen beeinträchtigt.
Zwischen Brüssel und Halle wurde der Zugverkehr vorübergehend unterbrochen, weil man eine Überflutung der Schienen durch den Kanal Brüssel- Charleroi befürchtete.
Kein nationaler Katastrophenplan
Nach Meinung von Premierminister Leterme muss der nationale Katastrophenplan nicht ausgerufen werden. Stattdessen bleibt Innenministerin Turtelboom auch am Nachmittag in ständigem Kontakt mit den Gouverneuren der verschiedenen Provinzen.
Die Ministerin besuchte am Nachmittag das Überschwemmungsgebiet in Londerzeel und meinte danach, die Überschwemmungen der letzten Tage würden wegen ihres Ausmasses wahrscheinlich als Katastrophe eingestuft. Dies ist die Voraussetzung, um Entschädigungen aus dem Katastrophenfonds in Anspruch nehmen zu können.
Zwei Tote in Solre-Saint-Géry
Die heftigen Regenfälle in Belgien haben in der Nacht zwei Todesopfer gefordert. Zwei Einwohner von Solre-Saint-Géry bei Beaumont in der Provinz Hennegau ertranken.

Das erste Opfer gab es, als ein Wagen in einer Sackgasse von Wasser überschwemmt wurde. Während sich der Fahrer noch retten konnte, schaffte es seine 72-jährige Frau nicht mehr, aus dem Auto herauszukommen.
Ein anderer Mann, der zu Fuß nach Hause unterwegs gewesen war, wurde von den Fluten mitgerissen. Seine Leiche wurde in der Nähe seiner Wohnung aufgefunden.
In Obourg, ebenfalls in der Provinz Hennegau, mussten Einwohner mit Booten aus ihren Häusern evakuiert werden.
DG-Gemeinden kommen glimpflich davon
In der Deutschsprachigen Gemeinschaft waren die Auswirkungen des Dauerregens begrenzt. In den nördlichen Gemeinden der DG wurden vor allem Keller leergepumpt und Gullys von Blättern befreit.
In Kelmis gab es die meisten Fälle von überfluteten Kellern: 20 Mal musste die Feuerwehr eingreifen. In Lontzen mussten zehn Keller leergepumpt werden und in Raeren zwei. In den Eifelgemeinden war die Lage deutlich ruhiger.
belga/rtbf/vrt/es - Bilder:belga