Wer ein Ingenieursstudium absolviert hat, in den Bewerbungsunterlagen Ingenieur aber mit "ö" schreibt, fällt schnell durchs Raster. Rechtschreibfehler im Bewerbungsbrief oder Lebenslauf, so zeigen die Forscher auf, können den Bewerber das Vorstellungsgespräch kosten. Warum ist das so? Weil der Kandidat als weniger sorgfältig, weniger gründlich wahrgenommen wird - und in der Folge oft sogar als weniger intelligent.
Für ihre Untersuchung haben die Forscher drei fiktive Stellenbewerber von echten Personalvermittlern bewerten lassen. Die Kandidaten hatten denselben Studienabschluss, unterschieden sich im Bewerbungsbrief aber u.a. in der Anzahl der Rechtschreibfehler im Lebenslauf: null, zwei oder fünf. Es zeigte sich, dass die Personalmanager der Orthografie tatsächlich große Bedeutung beimaßen.
Die Forscher haben daraus eine Wahrscheinlichkeit berechnet: Wer seinen Lebenslauf fehlerfrei abschickt, hat alleine auf Grund dessen eine 65-prozentige Chance, zum Vorstellungsgespräch geladen zu werden. Bei fünf Fehlern liegt die Chance schon nur noch bei 46 Prozent.
Warum ausgerechnet die Rechtschreibung eine so große Bedeutung hat, erklärt der Forschungsleiter, Professor Stijn Baert von der Universität Gent, so: Wenn sich ein Personalvermittler einen Lebenslauf ansieht, liest er viel faktische Informationen über den Kandidaten - wann er wo geboren wurde, wo er studiert hat, wo er vielleicht schon gearbeitet hat und wie lange.
Aber: Eine Reihe von wichtigen Informationen sind nicht sichtbar, zum Beispiel die Gründlichkeit oder der Sachverstand des Kandidaten. Und dann fällt der Blick auf die Rechtschreibung. Die hat für den Personalvermittler ein größeres Gewicht als beispielsweise der Hinweis des Bewerbers, dass er neben dem Studium gearbeitet hat oder ehrenamtlich tätig war. Das zeigt die Studie.
Und was auch auffällt: Besonders bei Berufen, die sich an Menschen mit geringer Qualifikation richten, beeinflussen Rechtschreibfehler die Bewertung zusätzlich negativ.
vrt/jp