In den letzten sechs Monaten ist der Immobilienmarkt regelrecht explodiert. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum im letzten Jahr nahm die Zahl der Transaktionen um über 30 Prozent zu - im Vergleich zum Jahr 2019, vor der Coronakrise, um fast 17 Prozent. Das geht aus dem aktuellen Immobilienbarometer der belgischen Notare hervor.
Die Preise für Häuser und Wohnungen sind vor allem in Flandern gestiegen, aber auch in der Provinz Luxemburg. Von belgischen Käufern lange gemieden, verzeichnet die grüne Provinz derzeit den höchsten Preisanstieg im Land. In fünf Jahren ist der durchschnittliche Preis für ein Haus dort um 27 Prozent gestiegen. "Unter Berücksichtigung der Inflation muss man jetzt im Durchschnitt 35.000 Euro mehr bezahlen, um Eigenheimbesitzer zu werden", analysiert ein Sprecher der belgischen Notare.
Vergleicht man die Preise belgienweit mit 2020, dann ist ein Haus im Schnitt 4,5 Prozent teurer geworden. Dabei steigen die Preise gar nicht mal so schnell wie in den Nachbarländern. Laut OSZE liegt der Anstieg dort zwischen zehn und 15 Prozent. Das liegt laut Experten aber daran, dass der Immobilienmarkt in Belgien stabiler ist, weil es in Belgien traditionell ein großes Häuserangebot gibt.
Aber nicht nur Häuser werden teurer, auch Renovierungen. Das geht so weit, dass vier von zehn Bauunternehmen mittlerweile mit Tagespreisen arbeiten. Wegen weltweiter Lieferprobleme gibt es eine selten gesehene Preissteigerung bei Baumaterialien. Holz ist doppelt so teuer wie im letzten Sommer. Bei Stahl und Isolationsstoffen sieht man Preissteigerungen von 30 bis 90 Prozent.
Acht von zehn Bauunternehmen haben Materialvorratsprobleme. In Russland hat es bereits ein Exportverbot für Holz gegeben. In Deutschland hatte ein Bonner Dachdeckermeister so ein Exportverbot gefordert. Sein Appell wurde kürzlich von 130.000 Menschen unterschrieben. So weit ist es nicht gekommen, aber es zeigt, wie schwierig die Lage ist. Und entspannen soll sie sich erst im nächsten Jahr.
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