Die Zeitung Het Laatste Nieuws spricht von "der Blamage" für die derzeitige Nummer 2 der Föderalen Polizei, André Desenfants. Der gebürtige Elsenborner bekommt eine schwere Disziplinarstrafe auferlegt. Und er ist laut der Zeitung damit der erste, der polizeiintern zur Rechenschaft gezogen wird wegen der Affäre Chovanec.
Im August vergangenen Jahres hatte die Witwe eines slowakischen Geschäftsmannes verstörende Bilder ans Licht gebracht. Bilder, die zeigen, was ihrem Mann kurz vor seinem Tod widerfahren ist. Die Ereignisse lagen zu diesem Zeitpunkt schon knapp zweieinhalb Jahre zurück.
Februar 2018: Der 39-jährige Jozef Chovanec beginnt aus unerfindlichen Gründen am Flughafen Charleroi zu randalieren. Er wird von der Polizei überwältigt und in eine Arrestzelle gebracht. Doch Chovanec beruhigt sich nicht; wohl ein Tobsuchtsanfall. Er verletzt sich wiederholt selbst, indem er unter anderem mit dem Kopf gegen die Zellentür schlägt. Die Polizisten entscheiden daraufhin, einzugreifen. Sie übermannen ihn - allerdings auf eine sehr brutale Art und Weise. Einer der Beamten bleibt rund 15 Minuten auf dem Brustkasten von Jozef Chovanec sitzen. Währenddessen machen seine Kollegen offensichtlich dumme Witze. Eine Beamtin zeigt zu allem Überfluss dann auch noch den Hitlergruß.
All das ist zu sehen auf den Bildern einer Überwachungskamera, eben die Bilder, die die Witwe des Mannes vor knapp einem Jahr verbreitete. Denn die wartete auch rund zweieinhalb Jahre nach dem Vorfall immer noch auf Antworten. Jozef Chovanec, Vater einer kleinen Tochter, ist nämlich später im Krankenhaus gestorben.
Fast noch skandalöser als die doch bestürzenden Bilder war aber die Tatsache, dass innerhalb der Hierarchie der föderalen Polizei offensichtlich niemand davon wusste. Angefangen bei André Desenfants. Der 61-Jährige ist der Generaldirektor der "Allgemeine Verwaltungspolizei" und damit Hauptverantwortlicher unter anderem für die Flughafenpolizei. Wenn also jemand von dem Vorfall wissen musste, dann ist er das.
Wie Desenfants im August vergangenen Jahres bei einer Pressekonferenz erklärte, habe er die Bilder erstmals bei ihrer Veröffentlichung im Fernsehen gesehen. Er sei nicht über deren Existenz informiert gewesen, auch nicht über den Vorfall an sich. Und er sei denn auch gleich doppelt schockiert, fügte Desenfants hinzu. Erst mal über die Bilder an sich, aber dann eben auch über die Tatsache, dass er nichts von alledem wusste.
Nur: Wenn ein hierarchischer Vorgesetzter, genauer gesagt sogar der zuständige Generaldirektor, von einem derartigen Vorfall nichts weiß, dann ist, salopp gesagt, was faul in seinem Dienst. Desenfants hatte seinerzeit natürlich auch eine interne Untersuchung angeordnet und sein Amt sogar für diese Zeit ruhen lassen.
Die Untersuchung kam tatsächlich zu dem Schluss, dass Desenfants keine Kenntnis von dem Vorfall hatte. Das beweisen anscheinend interne Dokumente. Doch genau das hat man ihm offensichtlich dann zum Strick gedreht; eben, weil das wohl ein Zeichen dafür sein mag, dass der Generaldirektor seine Abteilung nicht im Griff hatte.
Innenministerin Annelies Verlinden und Justizminister Vincent Van Quickenborne, also die beiden Aufsichtsminister, haben laut Het Laatste Nieuws eine Disziplinarstrafe ausgesprochen. Demnach sollte Desenfants eigentlich für mehrere Wochen vom Dienst suspendiert werden. Es gäbe nur noch zwei Bestrafungen, die strenger wären.
Desenfants legte Einspruch ein und die Maßnahme wurde daraufhin abgemildert. Jetzt wird für zwei Monate 10 Prozent seines Bruttogehalts einbehalten. Für Desenfants entspricht das einer Einbuße von rund 1.500 Euro. Er selbst wollte das Ganze bislang nicht kommentieren.
Ann Van de Steen, die Anwältin der Witwe von Jozef Chovanec, begrüßte ihrerseits die Entscheidung. Für sie und ihre Mandantin gehe es letztlich vor allem ums Prinzip. Was die Strafe an sich beinhalte sei nebensächlich, wichtig sei nur, dass jemand für die Fehler, die es in dieser Akte gegeben hat, zur Verantwortung gezogen werde:
Die Witwe von Jozef Chovanec hofft nun auf einen schnellen Prozess in dieser Angelegenheit. Laut VRT soll Ende September noch eine Rekonstruktion der Ereignisse stattfinden.
Roger Pint
Ach du liebe Zeit, wenn alle Politiker bei ihren Verfehlungen zur Rechenschaft gezogen würden, wären nicht mehr viele da.
Vor allem, da Herr Desefants belegen konnte das er die Bilder vorher nie gesehen hatte.
Sündenbock gesucht und gefunden.
Nachdem Desaster um Jürgen Conings wollte die Politik auch Handlungsfähig beweisen.