Branchenkenner hatten seit einiger Zeit damit gerechnet, dass Carlos Brito bald seinen Platz würde räumen müssen. Seit September letzten Jahres sah sich der Direktionsrat offen nach einem Nachfolger um. Aber nicht etwa, weil es Brito nicht drauf gehabt hätte. Er war schließlich insgesamt 32 Jahre bei AB Inbev tätig. 2004 übernahm er die Führung, direkt nach der Fusion zwischen der Löwener Brauerei Interbrew und dem brasilianischen Ambev. Bei Ambev war Brito bis dahin als Manager tätig...
Aggressiver Führungsstil und Risikobereitschaft
Man sagt Brito nach, übermäßig ehrgeizig, kühl und emotionslos zu sein. Was für ihn zählt, sind harte Arbeit, Leistung und Kostenkontrolle. Dazu passt sein Spitzname: la máquina - die Maschine. Carlos Brito hat im fusionierten InBev-Konzern getan, was von ihm erwartet wurde: er hat Einsparungen durchgesetzt und die Gewinnne gesteigert.
Die Übernahme der Brauerei Anheuser-Busch, damals die Nr. 1 in den USA, gilt als Britos Husarenstück. Mindestens 52 Milliarden Dollar hat das waghalsige Unterfangen gekostet. Am Ende stand "AB Inbev", das größte Bierunternehmen der Welt - mit Marken wie Stella Artois, Beck's und Budweiser. Und auch bei Anheuser-Busch verfolgte Brito die Strategie: Kosten senken. Er ließ viele kleine Brauereien schließen und das Bier stattdessen in riesigen Mengen in Großanlagen brauen...
Die Krönung aber und gleichzeitig ein Wendepunkt von Britos Karriere war die Übernahme des größten Rivalen SABMiller vor fünf Jahren (2016) für rund 100 Milliarden Dollar: Seither wird jedes vierte Bier auf der Welt in einer Brauerei von AB InBev gebraut. Aber seitdem sitzt der Konzern auch auf einem riesigen Schuldenberg, der kaum kleiner wird. Kritiker sagen, Carlos Brito könnte sich an dem riesigen Happen verschluckt haben.
Michel Doukeris neuer Mann an der Konzernspitze
Den Posten des CEO übernimmt zum ersten Juli Michel Doukeris, ebenfalls ein Brasilianer. Er ist 48 Jahre alt und arbeitet seit über zwanzig Jahren für AB InBev. Seit 2018 leitet er das Nordamerika-Geschäft und damit die wichtigste Sparte des Brauereikonzerns: rund ein Drittel der Umsätze stammen daraus. An der Börse wurde die Nachricht vom Führungswechsel gestern gut aufgenommen...
VRT/l'Echo/jp