Die Corona-Terrassen halten viele Café-Betreiber nur für umsetzbar, wenn man die Einnahmen erhöht. Das Problem ist, dass die Kosten weiter laufen. Personal muss bezahlt werden. Und wenn es regnet, dann steht man mit seinen leeren Tischen da. Man reicht dieses Risiko also einfach an die Kunden weiter.
Professor Ghislain Houben von der Universität Hasselt, der auf das Thema Horeca spezialisiert ist, sagte der Zeitung Het Laatste Nieuws, dass er über die angekündigte Preiserhöhung nicht überrascht sei. Viele Wirte würden fast widerwillig ihre Terrasse öffnen, weil es die Konkurrenten auch tun werden. Sie befürchten, ihre Kunden sonst dauerhaft an die Konkurrenz zu verlieren.
Terrasse alleine unrentabel
Aber viele Wirte gehen davon aus, dass eine Terrasse alleine nicht unbedingt rentabel ist. Die Horeca-Vereinigung in Flandern hat dazu eine Mitgliederumfrage gestartet. Etwa jeder zweite Wirt glaubt, so nicht rentabel arbeiten zu können - auch wegen der Abstandsregel, die dazu führt, dass weniger Platz auf einer Terrasse ist. Dazu kommen auch noch die begrenzten Öffnungszeiten.
Horeca-Flandern hat übrigens in den letzten Monaten Online-Kurse organisiert. Die Kurse "wie man einen richtigen Preis für Speisen und Getränke berechnet", seien die gefragtesten gewesen.
Dass die Mehrwertsteuer um 15 Prozent gesenkt wird, hilft den Gastronomen auch nicht unbedingt weiter. Denn die Frage ist, wer letztendlich davon profitiert, sagt Steuerexperte Stefan Ruysschaert von der Universität Gent. Das können auch die Brauereien oder Lieferanten sein, wenn sie höhere Preise fragen oder Rabatte nicht gewähren. Ein kleiner Wirt steht den Lieferanten eher machtlos gegenüber als große Ketten.
Frittenbuden-Effekt
Der Professor ist - was die Preise angeht - also eher pessimistisch. Bestes und jüngstes Beispiel seien die finnischen Friseure. Als die Mehrwertsteuer gesenkt wurde, sind die Preise gleich geblieben. Als die Mehrwertsteuer wieder angehoben wurde, wurden auch die Preise für einen Haarschnitt teurer.
Stefan Ruysschaert geht also davon aus, dass Bier, Kaffee und Limonade noch teurer werden. Er nennt das auch den Frittenbuden-Effekt. Dort würde man, wenn die Kartoffelpreise fallen, auch nicht hören, dass die Packung Fritten plötzlich billiger geworden ist.
Letztendlich muss aber jeder Wirt selber entscheiden, wie viel ein Bier oder eine Limo auf seiner Terrasse kostet. Aber eines ist klar: Wer am 8. Mai, nach 201 Tagen, endlich wieder ein Bier auf einer Terrasse trinken kann, erwartet ein perfektes Bier. Und damit da nichts schief geht, hat zum Beispiel Bierbrauer AB InBev ein Team von 79 Mitarbeitern losgeschickt, um die 8.300 belgischen Kneipen zu besuchen, damit die Wasserhähne und Bierleitungen einer gründlichen Reinigung unterzogen werden.
hln/mz