Ehemalige Krebspatienten haben geringere Chancen, eine neue Stelle zu finden, wenn sie sich um einen Job bewerben. Sie haben auch geringere Chancen auf eine Beförderung und ein höheres Risiko, gefeuert zu werden. Zu diesem Fazit kommt Arbeitsexperte Stijn Bart, der das Thema seit Jahren erforscht.
"Wer Krebs im Lebenslauf stehen hat, wird nicht nur als körperlich weniger leistungsfähig eingeschätzt, sondern ist in den Augen der Arbeitgeber auch ein höheres Kostenrisiko", so Stijn Bart.
Reinen Tisch machen
Sollten Bewerber eine Krebserkrankung besser verschweigen? Nein, sagt Bart. Laut Studie findet ein Umdenken statt. Früher war eine überstandene Krebskrankheit ein größeres Hindernis. Heute reagieren Personalchefs verständnisvoller - erst recht, wenn die Personalchefs selber mal an Krebs erkrankt waren.
Wer eine Lücke im Lebenslauf hat, die zum Beispiel einer Depression oder familiären Problemen geschuldet ist, hat noch schlechtere Karten beim Vorstellungsgespräch.
Ehemaligen Krebspatienten unterstellt man auch eher positive Eigenschaften wie Motivation, Flexibilität und Stressbeständigkeit. Also besser beim Vorstellungsgespräch gleich reinen Tisch machen.
Kreativität nötig
Für Mitarbeiter, die sich nach einer Krebserkrankung wieder eingliedern, ist es besonders wichtig, dass sie dies in ihrem eigenen Tempo tun können. "Es erfordert natürlich die nötige Kreativität des Arbeitgebers, aber es ist viel möglich", sagt Lieven Gulinck, ein Jobcoach, der mit der Non-Profit-Organisation "Emino" 600 Erwachsenen geholfen hat, den Schritt von der Krebserkrankung zur Arbeit zu machen.
Gulinck betont, dass es wichtig ist, als Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Kontakt zu bleiben. Manchmal warten beide Parteien darauf, dass der andere sich meldet, aber dann passiert nichts.
Auch mit falschen Versprechungen sollte ein Vorgesetzter vorsichtig sein. Eine klassische Situation ist, dass jemand denkt, er oder sie könne wieder arbeiten gehen, aber dann stellt sich heraus, dass der alte Platz besetzt ist.
Eine Möglichkeit, falsche Versprechungen zu vermeiden, sieht Gulinck in der Erstellung eines Wiedereingliederungsplans. Es helfe enorm, wenn sich ein Unternehmen bereits Gedanken über die Wiedereingliederung nach der Krankheit gemacht habe.
Zusammengefasst bedeutet das für den Arbeitgeber: In Kontakt bleiben, keine falschen Versprechungen machen und auf den Mitarbeiter zugeschnittene Vereinbarungen treffen.
hln/tijd/mz/km