Zahlreiche Tageszeitungen berichten heute über die Kontroverse um Erzbischof Léonard und die Ergebnisse des Brüsseler EU-Gipfels.
Allerheiligen
„Zu Allerheiligen weniger Grabbesuche in Belgien“, titelt das Grenz-Echo. Das ist das Ergebnis einer Umfrage über die Gewohnheiten der Belgier beim Gedenken an die Verstorbenen.
Zum Thema Allerheiligen bringt Het Belang van Limburg die Schlagzeile: „Die Schicksalsschläge hinter den Kreuzen am Straßenrand“.
Kontroverse um Erzbischof Léonard
„Jeder ist gegen Léonard“ ist das wichtigste Thema auf Seite 1 in Het Nieuwsblad. In Flandern reagieren auch zahlreiche katholische Einrichtungen positiv auf den Boykottaufruf des Kirchenjuristen und CD&V Senators Rik Torfs. Flanderns Katholiken wenden sich von Léonard ab, titelt Het Laatste Nieuws.
Im Kommentar meint die Zeitung: Es stand von vornherein fest, dass Léonard auf eine Mauer des Widerstands stoßen würde und dass er nicht fähig war, umstrittene Aussagen zu unterlassen für die es in der flämischen Kirche keine Unterstützung gibt.
Sowieso ist die Kirche jetzt schon eine Minderheitsbewegung, die damit rechnen muss mittel- oder langfristig auch die hieraus entstehenden finanziellen Konsequenzen tragen zu müssen.
Het Nieuwsblad meint im Kommentar: Erzbischof Léonard hat ein Problem. Je mehr er sagt, umso schlimmer wird es. Das hat nichts mit schlechter Kommunikation oder Missverständnissen zu tun. Es ist immer wieder dasselbe Menschen- und Weltbild das Léonard mit seinen Aussagen bestätigt. Mit Nächstenliebe hat das recht wenig zu tun, findet Het Nieuwsblad.
EU-Gipfel erfolgreich
Die Wirtschaftszeitungen De Tijd und L'Echo kommentieren die Ergebnisse des Brüsseler EU-Gipfels. De Tijd begrüßt, dass Europa sich darauf geeinigt hat ein dauerhaftes Fangnetz für Euroländer zu spannen, die in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Das soll eine Eurokrise, wie wir sie im vergangenen Frühjahr mit Griechenland erlebt haben, in Zukunft verhindern.
L'Echo kommentiert: Für die Eurozone bedeutet diese Entscheidung einen Fortschritt. Allerdings müssen manche Länder damit rechnen, dass ihre Finanzpolitik in Zukunft strenge kontrolliert wird. Und das gilt wahrscheinlich auch für die Wirtschafts- und Wettbewerbspolitik.
Wann wird gespart?
Verschiedene Leitartikler befassen sich mit den belgischen Staatsfinanzen. La Libre Belgique kommentiert: bis 2015 soll das belgische Staatsdefizit aus der Welt geschafft sein. Das bedeutet, es müssen 22 Milliarden Euro gespart werden. Bisher ist davon aber noch nichts zu sehen.
Im Gegenteil wir leisten uns den Luxus monatelanger Regierungsverhandlungen. Das bedeutet, dass die Sparanstrengungen anstatt auf fünf Jahr, auf drei oder vier Jahre verteilt werden müssen. Die Konsequenzen werden vor allen Dingen die Steuerzahler tragen.
Gazet Van Antwerpen plädiert für eine echte Sanierung der Staatsfinanzen. Für Buchhaltertricks und Zauberkünste mit virtuellem Geld ist keine Zeit mehr. Noch ist Belgien nicht bankrott aber Beispiele wie Griechenland und Irland zeigen, dass es schnell gehen kann. Es ist höchste Zeit zu sparen.
Het Belang van Limburg macht im Leitartikel einen Vorschlag: warum setzten wir das Messer nicht beim Beamtenapparat an. In den vergangenen 15 Jahren stieg die Zahl der Beamten um 100.000. Die Dienstleistung für die Bürger hat sich nicht entsprechend verbessert. Weniger Beamte bedeutet automatisch weniger Ausgaben.
Das sieht auch De Morgen ähnlich. Es sind vor allen Dingen die lokalen und regionalen Behörden, die zusätzliche Beamte einstellten. Schuld war hieran nicht der Föderalstaat der von vielen immer wieder kritisiert wird. Ins Auge springt aber auch die Scheinheiligkeit der verschiedenen Koalition in den vergangenen Jahrzehnten. Immer wieder wurde uns eine schlankere Bürokratie versprochen als Schlüssel zur Gesundung der Staatsfinanzen. Konkret umgesetzt wurden diese Versprechen aber nie.
Ist Luc Gennart ein Held?
Abschließend noch ein Blick in den Kommentar von L'Avenir. Der befasst sich mit dem wallonischen Offizier Luc Gennart, der öffentlich kritisiert hatte, Belgiens Armee werde immer stärker von den Flamen dominiert. Das hatte ihm eine Versetzung durch das Verteidigungsministerium eingebracht.
In der Wallonie wird der Mann aber jetzt als neuer Held gefeiert, der endlich die Rechte der Französischsprachigen verteidigt. Der Mann könnte jetzt ohne weiteres eine politische Kariere machen, glaubt L'Avenir .