Heikel ist die Frage, ob die Schulferien schon eine Woche vor Ostern beginnen sollen. Darüber sind sich die Ministerpräsidenten der Gemeinschaften und Regionen offenbar noch uneins. Brüssels Ministerpräsident Rudi Vervoort (PS) sagte vor der Sitzung, es brauche strenge aber zeitlich begrenzte Maßnahmen. Ziel müsse weiter sein, im Mai die Gastronomie wieder zu öffnen.
Das Treffen von Premier Alexander De Croo und den Ministerpräsidenten der Gemeinschaften und Regionen war eigentlich für Freitag geplant. Es wurde vorgezogen, weil sich die Infektionslage verschlechtert hat. Das macht sich inzwischen auf den Intensivstationen der Krankenhäuser bemerkbar. Dort werden derzeit mehr als 600 Covid-Patienten versorgt. Sie benötigen eine besonders intensive Behandlung durch das Pflegepersonal.
Modebranche warnt
Die Bekleidungsbranche warnt unterdessen vor den Folgen eines Lockdowns. Eine erneute Schließung nicht lebenswichtiger Geschäfte könnte für viele Modeläden den Todesstoß bedeuten. Der Dachverband (Modeunie) rechnet nach eigenen Angaben mit 15 bis 20 Prozent Geschäftsaufgaben.
Außerdem seien seit Ausbruch der Corona-Pandemie noch immer 40 Prozent der Beschäftigten in der Bekleidungsbranche in Kurzarbeit. Vielen von ihnen drohe bei einem neuen Lockdown die Entlassung, so der Verband.
Widerstand von der UCM
Heftigen Widerstand gibt es auch von der Mittelstandsvereinigung UCM. Die lehnt jeglichen strengen Lockdown ab, der sich deutlich auf die Bevölkerung und betroffene Sektoren auswirken würde, also vor allem eine mögliche erneute Schließung der sogenannten nicht-unentbehrlichen Geschäfte.
Darunter würden auch zum Beispiel wieder nicht-medizinische Kontaktberufe wie Frisöre fallen. Die durften erst vor wenigen Wochen wieder öffnen - und rechnen jetzt schon wieder mit dem Schlimmsten. Einige Frisöre im Land haben schon reagiert und bieten ihren Kunden aus Vorsorge noch einen Extra-Termin an. Es werden Überstunden gemacht, denn keiner weiß, welche Maßnahmen der Konzertierungsausschuss verkünden wird und wie lange sie dann gelten.
Frisöre bangen
Dass Kontaktberufe und Frisöre eine Infektionsquelle sind, wie es letzte Woche noch in einem Bericht hieß, wird im Sektor jedoch bezweifelt. Frisör Christ Maenhout, Vorstandsmitglied des Friseurberufsverbands Febelhair, sagt, dass diese Zahlen auf nichts basierten und für ihn ein Mysterium seien. Wenn ein Corona-Erkrankter vom Kontakt-Tracing angerufen wird, dann laute eine Frage: "Waren sie beim Friseur?" Und da würden wohl mehr als 80 Prozent der Betroffenen "Ja" antworten. Aber das müsse ja nicht unbedingt was heißen.
Wenn es aber keine wirkliche Alternative gibt, dann ist der Berufsverband nicht gegen eine Schließung. Er spricht sich jedoch für einen "kurzen, aber harten Lockdown" aus, um die Infektionsraten einzudämmen.
belga/vrt/jp/schb/mz
Der kurze und harte Lockdown, auch "Wellenbrecher-Lockdown" genannt, ist eine Utopie der No-Covid-Anhänger.
Zum einen kann man das öffentliche Leben nicht vollständig herunterfahren, zum anderen würde dadurch ein Nachholbedürfnis in der Bevölkerung entstehen, mit rasant ansteigenden Infektionszahlen nach Aufhebung der Maßnahmen (das sehen wir ja schon jetzt, wie in dem Artikel beschrieben, bei den Friseuren: auf einmal wollen alle einen Termin haben).
Das einzige, was jetzt hilft, sind Kontaktreduzierungen im privaten Bereich, d.h. die Bürger müssen die Ein- Personen-Regelung wieder ernstnehmen, und Schulschließungen, da sich überproportional viele Kinder und Jugendliche infizieren.
Ansonsten bleibt nur die Hoffnung, dass die Temperaturen bald dauerhaft ansteigen und die Menschen mehr Zeit im Freien verbringen, so dass die Infektionsrate ohnehin sinkt, und dass endlich die Impfstoffproduktion massiv hochgefahren wird.
Darüberhinaus wäre es sinnvoll, die Vakzine zeitnah den neuen Mutationen anzupassen, vor allem der brasilianischen Variante, ohne dass dem ein erneutes monatelanges Zulassungsverfahren vorausgeht.
@Herr Jusczyk
"Ansonsten bleibt nur die Hoffnung, dass die Temperaturen bald dauerhaft ansteigen und die Menschen mehr Zeit im Freien verbringen, so dass die Infektionsrate ohnehin sinkt".....
Ich halte Sie für einen intelligenten Mann, daher können Sie mir sicherlich erklären, wieso grad dort, wo es schön und heiß ist, wie in Brasilien z.B. die Infektions-und Todesrate so extrem hoch ist.
Das ist ganz einfach, wenn es schönes Wetter ist und die Menschen draussen --nicht-- in Gruppen unterwegs sind , wie z.B beim Fahrradfahren ist die Ansteckungsgefahr gering.
Sitzen alle wieder zusammen und grillen ist sie größer, auch im Sommer
Das sieht man doch an den aktuellen Zahlen, im Grenzgebiet sind sehr wenige infiziert, wie ist es in den großen Städten.
Der Lockdown sollte für die Gebiete gelten wo der Inzidenzwert sehr hoch ist, nicht für das ganze Land
Werte Frau Peters, in Brasilien ist gerade der Sommer zu Ende gegangen.
Bei den extremen Temperaturen dort halten sich die Menschen zumeist in geschlossenen klimatisierten Räumen auf, was die Ausbreitung des Virus begünstigt.
Die hohe Infektionsrate hat leider auch politische Gründe, die eigentlich bekannt sind, dennoch empfehle ich die Lektüre des Artikels "Brasilien wird in der Pandemie zur globalen Bedrohung" in der WELT.
Selbst nach einer Impfung wird es wohl noch keine unbeschränkte Reisefreiheit geben, so dürften Reisen nach Lateinamerika weiterhin tabu bleiben.
Falls jetzt der Einwand kommt: "Das betrifft hier eh kaum jemanden", dann kann ich dem nur entgegnen, dass dies für die meisten hier zutreffen mag; in Ländern wie Portugal oder Spanien sich die Lage jedoch anders darstellt: Dort gibt es seit jeher enge Bindungen nach Südamerika.
Wenn die P1-Variante einmal dort ist, ist sie in wenigen Monaten auch bei uns (siehe die britische B.1.1.7-Variante); - und dann haben wir erneut ein Riesenproblem.
Man schaue mal nach D., Osterlockdown ( Ruhetage genannt) auf Druck der Bevölkerung unter Entschuldigung " ZURÜCKGENOMMEN "!!!!!
Es geht doch!!!