Montagnachmittag, 16:10: Rauch wird gemeldet über dem Brüsseler Palais des Beaux-Arts. Schnell ist die Feuerwehr zur Stelle, doch gestalten sich die Löscharbeiten als schwierig. Das Feuer wütet offenbar in der Dachisolierung. Hinzu kommt: Der Palais des Beaux-Arts ist schwer zugänglich. Das riesige Gebäude ist eigentlich von außen fast unsichtbar, abgesehen von der Vorderfront.
Der Bozar liegt zwischen dem Central-Bahnhof und dem Brüsseler Park. Die Konstruktion wurde quasi eingepfercht in den Coudenberg-Hügel, auf dem das Stadtschloss und das Parlament stehen. Der Bozar ist umringt von anderen Gebäuden. Das Dach, das ungefähr so groß wie ein Fußballfeld ist, ist eigentlich nur zugänglich über Drehleitern von der Rue Royale aus. Die Polizei musste Drohnen mit Wärmebildkameras einsetzen, um die Brandherde lokalisieren zu können.
Erst gut sechs Stunden später ist der Brand endlich unter Kontrolle. Die ganze Nacht lang ist die Feuerwehr vor Ort geblieben, um ein mögliches Wiederaufflammen im Keim ersticken zu können.
Die gute Nachricht ist: Das Gebäude steht noch. Alles andere wäre eine noch viel größere Katastrophe gewesen. Der Palast der Schönen Künste gilt als ein Meisterwerk des Jugendstils und wurde von dem berühmten belgischen Architekten Victor Horta geplant und erbaut.
Dank des unermüdlichen Einsatzes der Feuerwehr konnte das Feuer auf die Dachkonstruktion begrenzt werden. Zwei Feuerwehrleute wurden aber bei dem Einsatz verletzt. Der Preis für die Rettung des Gebäudes, der ist aber hoch und das ist die schlechte Nachricht: Unmengen Löschwasser waren nötig, um das Feuer in den Griff zu bekommen. Entsprechend groß seien die Wasserschäden im Inneren des Gebäudes, bestätigte Bozar-Direktor Paul Dujardin am Morgen nach dem Brand in der VRT die schon am Abend geäußerten Sorgen. Schlimmer noch seien die ergiebigen Regenfälle in der Nacht gewesen:
Dujardin und seine Mitarbeiter waren in der Nacht vor Ort geblieben und hatten im Inneren versucht zu retten, was zu retten ist. Dabei konnte man sich also auch schon mal ein Bild der Schäden machen. Und auch hier gibt es gute und schlechte Neuigkeiten.
Die gute ist: Der berühmte Konzertsaal Henry Le Bœuf scheint kaum in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, sagt Paul Dujardin erleichtert. Rein äußerlich zumindest; ob die Struktur Schaden genommen habe, das wisse man noch nicht. Es sei also alles andere als sicher, dass in diesem Saal bald schon wieder Proben oder Konzerte stattfinden können.
Zu den guten Neuigkeiten zählt auch noch, dass die im Bozar ausgestellten Kunstwerke weitgehend verschont geblieben sind. Der Trakt, in dem die Ausstellungen stattfinden, war wohl nicht direkt von dem Brand betroffen.
Für die schlechte Neuigkeit muss man aber noch einmal zurück in die Salle Henry Le Bœuf. Auf der Bühne des großen Konzertsaals "thront" regelrecht eine phantastische Orgel mit mehr als 3.000 Pfeifen. Erst 2017 war sie wieder eingeweiht worden, nachdem sie fast 30 Jahre restauriert worden war. Ein Herzensprojekt auch von Direktor Paul Dujardin, der jetzt leider feststellen muss, dass das historische Instrument offensichtlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Löschwasser habe die Orgel beschädigt; inwieweit, das könne man noch nicht sagen.
Die Brandursache muss noch ermittelt werden. Paul Dujardin hat aber schon einen Verdacht. Das Feuer sei wahrscheinlich in einem der beiden Kühltürme auf dem Dach ausgebrochen. Und das deute eigentlich auf ein Elektrizitätsproblem hin. Im Moment waren immer noch Renovierungsarbeiten an dem Gebäude im Gange...
Paul Dujardin und seine Mitarbeiter stehen also vor einem regelrechten Scherbenhaufen. In ein paar Jahren, 2028, wird der Palais des Beaux-Arts hundert Jahre alt... Immerhin seien keine Menschenleben zu beklagen, sagte Dujardin. Der materielle und vor allem der emotionale Schaden seien aber enorm, und daran werde man noch lange knabbern.
Am Dienstag werden Experten im Bozar erwartet, um die Brandursache zu ermitteln.
rop/est