Weihnachten 2020 sei anders, schreiben Kardinal Jozef De Kesel und die Bischöfe von Belgien, "weil wir keinen feierlichen Weihnachtsgottesdienst in den Kirchen, kein großes Familienfest zu Hause oder in einem Restaurant, kein Weihnachtsessen für Benachteiligte oder Obdachlose abhalten dürfen."
Dennoch seien alle anwesend, "die zur Weihnachtsgeschichte dazugehören", heißt es in der Botschaft: "Wir sehen Väter und Mütter - mit ihren Kindern: Familien, die gemeinsam Wärme und Unterstützung im Kreise ihrer Nächsten suchen, die keine Gelegenheit auslassen, um zusammen zu sein, obwohl sie weder über ausreichend Platz noch Komfort verfügen, wie damals die junge Familie in Bethlehem: Maria, Joseph und, in ihrer Mitte, das Jesuskind."
Auf der Straße sehe man Kinder und Jugendliche, die aufgrund des Coronavirus weniger zahlreich sind, die ihren Unterricht stundenlang hinter ihren Computerbildschirmen verfolgen, nicht mehr an Jugendbewegungen teilnehmen oder zum Training gehen können. Man sehe kaum Studenten an der Universität oder der Hochschule. Sie führten eine fast verborgene Existenz, weil sie ihre Kurse online belegen. "Sie alle sehnen sich nach neuen Zeiten der Freiheit und des Zusammenseins, wie die Hirten auf freiem Feld in der Nacht."
Weiter heißt es in der Weihnachtsbotschaft der Bischöfe: "Wir sehen Ärzte, Krankenschwestern und Pflegekräfte, die Tag und Nacht, sieben Tage die Woche, in Schutzanzügen arbeiten und keine Mühe scheuen, an Corona erkrankte Patienten zu helfen. Wir sehen eine Gesellschaft, die sich mobilisiert, Wissenschaftler und Politiker, Wirtschaftsexperten und Soziologen, die alles daransetzen, das Leben aufrecht zu erhalten und niemanden zu verlieren. Vorboten einer neuen, einer göttlichen Welt, zeigen sie uns ein anderes Gesicht vom Mensch sein und vom Gesellschaftsleben auf."
Erinnert wird an "die Opfer bewaffneter Konflikte und unfähiger Regime auf der ganzen Welt", an die Flüchtlinge, "die ängstlich und verzweifelt Zuflucht suchen. Gleichzeitig sehen wir Menschen, die sich, inmitten der vielen widersprüchlichen Meinungen der heutigen Zeit, für Vernunft und Vertrauen einsetzen. Menschen, die am Zusammenhalt zwischen Mitbürgern unterschiedlicher Herkunft, Sprache und Kultur, zwischen Kindern aus bessergestellten und benachteiligten Familien arbeiten. Sie stimmen ein Lied des Friedens an, wie die Engel hoch oben am Himmel in der Weihnachtsnacht."
Die Bischöfe thematisieren auch den Umgang mit der aktuellen Situation: "Wir sehen Menschen meditieren, lesen, beobachten, in Zeitungen und Fernsehsendungen debattieren, einige freundlich, andere angespannter, brillanter oder manchmal oberflächlicher, auf der Suche nach inspirierenden Gedanken oder wertvollen Ideen. Zusammen sind sie auf der Suche nach Sinn und Tiefe, einige mit göttlichem Beistand, andere ohne. Doch unzufrieden mit allem, was gesagt oder geschrieben wurde, suchen sie, wie die drei Weisen aus dem Morgenland, das 'Licht der Welt', ein neugeborenes Kind."
"Wir sehen das Kerzenlicht, das dieses Jahr viele Fenster beleuchtet, Büros oder Plätze, die zu Weihnachten in größerer Zahl dekoriert sind, Kirchen, deren Innenlicht nach außen scheint, besonders am Abend, wenn die Nacht hereinbricht."
Jede Kerze sei ein kleiner Sieg des Lichts über die Dunkelheit, der Wärme über die Kälte. "Jedes kleine Licht ist ein Augenzwinkern für einen zufälligen Passanten, einen unbekannten Mitmenschen. Jede kleine Flamme ist Sinnbild für das Feuer und Licht, das uns von oben erhellt, wie die unzähligen Sternbilder und dieser eine besondere Stern, der den dunklen Himmel über den Feldern von Bethlehem erleuchtet."
"Wir fühlen uns allen Familien sehr nahe, besonders denen, die im vergangenen Jahr ein Familienmitglied oder einen Freund infolge der Corona-Krise verloren haben. Dieser Verlust wird sich in den kommenden Wochen besonders schmerzhaft anfühlen. Doch die Weihnachtskrippe bleibt. Alle bekannten Personen sind wieder da. Und die Weihnachtsbotschaft erklingt erneut: Gott ist uns in seiner Menschlichkeit nahe, Jesus kommt, um unsere menschliche Existenz zu teilen, der Heilige Geist führt uns aus Angst und Unsicherheit heraus und fordert uns auf, mit den Ärmsten solidarisch zu sein."
"Gemeinsam mit allen Bischöfen wünsche ich Ihnen für die kommenden Weihnachtstage eine herzliche Verbundenheit untereinander und mit Gott", schreibt Kardinal De Kezel abschließend und: "Weihnachten: Das ist Freude im Himmel und Frieden auf Erden!"
mitt/sp