Für Singles wird es immer schwieriger, ein Eigenheim zu kaufen, besonders für junge Menschen. Schuld daran ist der dafür erforderliche Eigenanteil. Die Nationalbank hat die Regeln verschärft. Seit diesem Jahr müssen die Käufer zehn Prozent des Kaufpreises mit eigenen Mitteln bezahlen. Hinzu kommen noch direkte Kosten beim Hauskauf.
Für ein Haus von 250.000 Euro ist da schnell ein Beitrag von 45.000 Euro erforderlich. Da fragt man sich: Welcher junge Mensch kann das noch ohne die Hilfe der Eltern ganz alleine auf den Tisch legen?
Käufer werden älter
Für sogenannte Erstkäufer können die Banken jedoch Ausnahmen machen. Aber der Kunde muss dafür andere Garantien mitbringen. Dazu zählt das Einkommen. Und da kommen vor allem Kunden mit hohem Einkommen in Frage. Ist das nicht der Fall, müssen sich junge Singles länger gedulden, bevor sie ein eigenes Haus kaufen können.
Das zeigen auch Zahlen, die die Zeitung De Standaard veröffentlicht hat. Im Jahr 2007 waren Singles, die ihr erstes Eigenheim kauften, im Durchschnitt 34 Jahre alt. Heute sind fast 40 Prozent der Alleinkäufer über 40 Jahre alt.
Junge Leute bleiben heutzutage länger im ''Hotel Mama''. Solange sie zu Hause wohnen, können sie durchschnittlich 850 bis 1.000 Euro pro Monat sparen. So bauen sie sich das Startkapital auf, um ihr eigenes Haus zu kaufen.
Mehr als Einsparungen
Sparen alleine reicht aber nicht. Das monatliche Einkommen ist auch wichtig, um einen Kredit zu erhalten. Als Faustregel gilt, dass die Rückzahlung nicht mehr als ein Drittel des Familieneinkommens betragen sollte. In der Praxis sind aber höhere Rückzahlungsraten zulässig.
Banken schauen aber nicht nur auf das Einkommen, sondern auch darauf, was zum leben übrig bleibt. Kann ja sein, dass ein Hauskäufer noch andere Kredite bedienen muss: für ein Auto oder die neue Küche zum Beispiel.
Lebenswichtiges Minimum
Für Singles gilt die Norm, dass ihnen, nachdem sie ihre monatliche Kreditrate gezahlt haben, mindestens 1.000 Euro pro Monat übrig bleiben muss. Für Paare ist das "lebenswichtige Minimum" etwas höher. Der Richtwert von Axa liegt bei 1.200 Euro pro Monat. Bei Argenta müssen die Paare noch 1.350 Euro zum Leben übrig haben.
Es gibt aber noch weitere Zahlen, die bei der endgültigen Kreditentscheidung berücksichtigt werden. Gibt es zum Beispiel Mahlzeitschecks, Unterhaltsgeld oder andere Zusatzeinkommen? Darauf wird auch geschaut.
Auch die Stabilität des Einkommens spielt bei der Beurteilung eines Kreditdossiers eine Rolle. Logischerweise ist es ein größeres Problem, wenn man als Single seine Arbeit verliert. In Corona-Zeiten ist das bitter für Kreditsuchende, die im Gastgewerbe, im Veranstaltungssektor oder zum Beispiel in der Textilbranche tätig sind. Sie stoßen in diesen schwierigen Zeiten bei Banken leider oft auf Ablehnung, heißt es aus Expertenkreisen.
Um übermäßige Rückzahlungen zu vermeiden, kann aber eine längere Laufzeit für den Kredit eine Lösung sein. Nur leider sind die Banken nicht mehr so sehr an langen Laufzeiten interessiert, heißt es. Die durchschnittliche Laufzeit von Eigenheimkrediten für Singles ist auf etwa 23 Jahre gesunken. Für junge Menschen sind aber immer noch Laufzeiten von beispielsweise 25 Jahren möglich. Das kann tatsächlich dazu beitragen, Rückzahlungen bezahlbar zu halten. Und wer es schafft, fleißig zu sparen, kann seine Ersparnisse dann dazu verwenden, um einen Teil des Darlehens vorzeitig zurückzuzahlen.
Variabler Zinssatz
Ein variabler Zinssatz hilft auch, die Rückzahlungen zu reduzieren. Der Anfangszinssatz ist tatsächlich niedriger, aber bei Zinsanpassungen läuft man Gefahr, dass der Zinssatz steigt. Dafür gibt es aber auch eine Lösung. Mit einem sogenannten Akkordeonkredit stellt man sicher, dass die Rückzahlung im Falle einer Zinserhöhung konstant bleibt. Die Erhöhung der Rate wird dann in eine Verlängerung der Laufzeit umgewandelt. Im schlimmsten Fall kann eine Laufzeit von 25 Jahren um etwa drei Jahre verlängert werden.
Bei den derzeit niedrigen Zinssätzen bleiben die Auswirkungen eines Zinsanstiegs aber ziemlich begrenzt.
destandaard/mz