Mit dem Bürgerdienst haben junge Leute zwischen 18 und 25 Jahren die Möglichkeit, der Gesellschaft einen Dienst zu erweisen. Zum Beispiel als freiwilliger Mitarbeiter in sozialen Einrichtungen, Kultur- oder Sportvereinigungen oder Umweltschutzorganisationen.
Der Bürgerdienst dauert sechs Monate und soll den jungen Menschen nicht nur eine wertvolle Lebenserfahrung sein, sondern ihnen auch etwas vermitteln: Selbstvertrauen, das Gefühl nützlich zu sein und mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten.
Alles schön und gut. Nur gibt es da ein Problem. Der Bürgerdienst hat kein gesetzliches Statut, so wie zum Beispiel in Deutschland, Frankreich oder den Niederlanden. Seit Jahren probiert die Plattform Bürgerdienst, das zu ändern. Vergeblich, erklärt Carla Sandoval, die flämische Koordinatorin der Plattform.
So ein Statut könne einige Probleme lösen, die der Bürgerdienst derzeit hat. Die Jugendlichen müssten dann nicht mehr unter dem Freiwilligenstatut arbeiten. „Dann könnte man ihnen auch mehr Geld zahlen“, so Carla Sandoval. Derzeit müsste man auch ständig mit den Arbeitsämtern verhandeln, damit die die Jugendlichen nicht auf Jobsuche schicken, erzählt Carla Sandoval.
Alles Gründe, warum der Bürgerdienst hierzulande nicht so beliebt ist wie anderswo. Gerade mal 500 Belgierinnen und Belgier absolvieren einen Bürgerdienst in diesem Jahr. In Deutschland sind es jedes Jahr 100.000, in Frankreich sogar 140.000. „Da ist also auf jeden Fall noch Luft nach oben“, sagt Carla Sandoval.
Mehr als hundert prominente Belgier rufen in einem offenen Brief an die Regierungsunterhändler dazu auf, mehr in den Bürgerdienst zu investieren. Darunter Unirektoren, Wissenschaftler, Psychiater, Filmregisseure, Schauspieler. Ein anerkanntes Statut für den Bürgerdienst müsse ins Regierungsprogramm, genauso wie soziale Rechte und eine angemessene Vergütung. Ein Haushaltsposten soll geschaffen werden, ausgestattet mit ausreichend Mitteln.
Denn Studien hätten herausgefunden, dass für jeden Euro, den man in Jugendliche investiert, zwei Euro der Gesellschaft wieder zugute kommen. Eine Win-Win-Situation also. Doch auch die jungen Menschen selbst profitieren vom Bürgerdienst.
„Viele wissen nach der Schule nicht, was sie machen sollen, und sind noch auf der Suche nach sich selbst“, erklärt Carla Sandoval. „Beim Bürgerdienst können sie sich selbst stärken, andere junge Menschen kennen lernen und sich für etwas Soziales einsetzen.“
Beim früheren Militärdienst kamen auch Männer aus allen Gesellschaftsschichten zusammen, mussten miteinander auskommen, konnten aber auch gleichzeitig voneinander lernen. „Das ist auch das Ziel eines Bürgerdienstes“, so Carla Sandoval. Studierte und Menschen ohne Studium, solche, die noch bei ihren Eltern wohnen, andere, die Arbeitslosengeld beziehen sowie Menschen mit und ohne Migrationshintergrund treffen dort aufeinander. „So ein bisschen was von allem“, beschreibt es Carla Sandoval.
vk/sh