In den letzten zehn Jahren war die Artenvielfalt in Belgien stabil, seit 1990 gibt es sogar eine leichte Zunahme bei der sogenannten Biodiversität von fast sechs Prozent. Aber das lässt die Naturschützer nicht unbedingt jubeln, weil wir von einem recht niedrigen Niveau aus starten. Problematisch waren nämlich die Jahre vor 1990. Damals sind laut WWF-Studie sehr viele Lebensräume für Insekten, Vögel, Amphibien aber auch Fledermäuse verschwunden. Gründe dafür waren Verstädterung, Pestizide in der Landwirtschaft oder die Umweltverschmutzung.
Viele von diesen Problemen wurden inzwischen angepackt. Resultat ist, dass nicht alles noch viel schlimmer geworden ist. Aber je nachdem wo man hinschaut, gibt es doch noch viel Handlungsbedarf. Große Sorgen machen sich Umweltschützer beispielsweise bei den Vogelbeständen. Seit 1990 gibt es mehr als ein Viertel weniger Vögel in Belgien. Mehr als die Hälfte der Vogelarten schrumpfen in ihrem Vorkommen und hier sind vor allem die Vögel betroffen, die in landwirtschaftlichen Gebieten leben. Das sind ausgerechnet die, die für Belgien besonders wichtig sind, weil es hier eben viel landwirtschaftliche Flächen gibt.
Bei anderen Gattungen haben sich die Bestände erholt, bei anderen nicht. Heuschrecken oder Libellen gibt es wieder vermehrt, Wildbienen oder Hummeln hingegen gelten weiterhin als vom Aussterben bedrohte Tierarten.
Grundsätzlich stellt die WWF-Studie fest, dass sich Tiere aus südlicheren Gefilden besser schlagen als die aus nördlichen Breiten. Daraus liest der WWF, dass sich der Klimawandel auch auf die Artenvielfalt auswirkt.
Renaturierung
Renaturierung heißt das Schlüsselwort, um die Lage weiter zu verbessern. Dort, wo man die Natur sich selbst überlässt, dort steigt die Artenvielfalt. Das ist jedenfalls die Erkenntnis aus vielen Projekten der letzten knapp 30 Jahre.
Mehr Platz für natürliche Prozesse - das gilt auch für Wälder. Also weniger Fichten anpflanzen, dann kehren auch andere Baumarten wie Birken oder Ahorn zurück. Abgestorbenes Holz am Boden lassen, also wenig bewirtschaften, sondern nur schützend eingreifen. Solche Wälder seien dann auch viel widerstandsfähiger, heißt es. Es brauche nicht viel, damit die Natur zurückkehre, aber man muss es wollen, fasst der WWF zusammen.
soir/okr