Im akademischen Jahr 2018-2019 gingen in Flandern etwa 15.600 Studenten zum Uni-Psychologen. Diese Zahl ist aktuell um 63 Prozent gestiegen.
Man könnte vermuten, Hauptursache ist die Corona-Krise. Aber das ist nicht so. Professor Paul van Royen, Vorsitzender vom Psychologen- und Psychotherapeutenverband an der Uni in Antwerpen spricht von einem Pre-Corona-Phänomen. Demnach war eine Zunahme der Studenten, die sich psychologischen Rat suchen, schon vor Ausbruch der Epidemie zu beobachten.
Die Corona-Krise hat allerdings die Nachfrage noch zusätzlich erhöht. Die Psychologen an den Unis haben während des Lockdowns ein Viertel mehr Studenten gesehen als sonst. Der Trend machte sich also schon vorher bemerkbar, aber Corona ist natürlich auch nicht spurlos an den Leuten vorbeigegangen.
Allein schon der Stress durch die Online-Prüfungen und allem, was damit zusammenhängt. Das hat sich bemerkbar gemacht.
Die steigende Nachfrage sorgt dafür, dass die Psychologen an den Unis immer öfter an Privatkliniken verweisen müssen, weil sie der Arbeit nicht nachkommen können.
Eine Erklärung für diese Entwicklung ist eigentlich positiv zu sehen: Mittlerweile sind viel mehr Studenten dafür sensibilisiert, sich Hilfe zu suchen, wenn sie mit einem Problem nicht alleine zurechtkommen. Es ist kein Tabu mehr, zum Psychologen zu gehen.
Trotzdem findet die Psychologin der Uni Gent, Sarah Vermeersch, dass noch mehr in Sachen Prävention getan werden könnte für die Studenten. Der Geist an den Unis sei doch recht kühl und auf Leistung beschränkt. Das sei aber nicht alles, was von Bedeutung sei, so Vermeersch.
Der flämische Unterrichtsminister Ben Weyts von der N-VA hat vor kurzem 1,5 Mio. Euro für Studentenprojekte frei gemacht. In Flandern hat man also den Trend erkannt und sieht Handlungsbedarf.
De Morgen/js/sh