Rassistische Aussagen und Aufrufe zur Gewalt sind in den Sozialen Medien keine Seltenheit. Doch, dass solche Sprüche auf Facebook von aktiven und pensionierten Polizeibeamten stammen, wirft kein gutes Licht auf die Polizei.
Die steht gerade wegen der Chovanec-Affäre unter verschärfter Beobachtung und die Diskussionen über rassistische Polizeigewalt in den USA dürfte den Enthüllungen der VRT derzeit zusätzliche Aufmerksamkeit verschaffen. Die hat es nämlich geschafft, mit Hilfe einer anonymen Quelle in den eigentlich geschlossenen Facebook-Gruppen mitzulesen. Normalerweise bekommt man dort nur Zugang mit einer Dienstnummer.
Hier in dem Fall geht es um zwei Gruppen. "Einmal die landesweite Gruppe 'Thin Blue Lines' mit 6.700 Mitgliedern und eine Gruppe der Polizeizone Antwerpen mit rund 1.500 Mitgliedern", erklärt Amra Dorjbayar, Journalist bei der VRT.
In den Gruppen tauschten Polizeibeamte untereinander Presseberichte aus. In den meisten Fällen bliebe es auch dabei. "Aber nicht immer", erklärt Dorjbayar. "Oft kommentieren die Polizisten die Artikel. Und zwar mit abfälligen und rassistischen Sprüchen gegenüber Minderheiten und Menschen mit Migrationshintergrund."
Vor allem auf Muslime haben es einige Polizeibeamte abgesehen. Frauen mit Kopftuch werden als "kopvodden", als "Kopflumpen", bezeichnet. Auch die rassistische Bezeichnung "Neger" fällt häufig, wenn es um schwarze Menschen geht. Manche fordern, dass Faustschläge wieder erlaubt sein müssten.
Neben solchen expliziten Äußerungen finden sich aber auch subtilere Zeichen von Rassismus. Oft ist von "Schweden" die Rede. Die ironische Bezeichnung "Schweden" für Menschen mit Migrationshintergrund stammt aus der rechtsextremen Alt-Right-Bewegung in den USA.
Und das alles sei nur die Spitze des Eisbergs, erzählte ein ehemaliger Polizeibeamter, der anonym bleiben will, der VRT. Viele Polizeibeamten tauschten untereinander in Whats-App-Gruppen aus. In denen soll es zum Teil extremer und noch rassistischer zugehen. Polizisten teilten dort Fotos von Festgenommen und machten Witze über sie. Die anonyme Quelle berichtete auch von ehemaligen Kollegen, die sagen, dass sie jetzt "Makaken jagen" gehen. Tagesziel: Jungen Marokkanern ein Protokoll verpassen.
Der VRT erklärte die anonyme Quelle auch, dass zwar nicht alle Polizeibeamte Rassisten seien. Aber bei der Polizei herrsche eine Kultur, in der rassistische Verhaltensweisen und rassistische Bemerkungen toleriert würden.
Die größte Polizeigewerkschaft VSOA hat inzwischen auf die Enthüllungen reagiert. "Wenn die Regierung findet, dass der Sprachgebrauch in den Sozialen Medien nicht in Ordnung ist, dann darf sie das untersuchen", sagt Patrick Roijens von der VSOA. Und sollten dabei Straftaten ans Tageslicht kommen, dann sollten sie auch bestraft werden. "Ja", so Roijens weiter, "es gibt eine Minderheit, die sich so verhält, und das werden wir nicht tolerieren".
Die Facebook-Gruppe "Thin Blue Lines" wurde inzwischen geschlossen.
Volker Krings