Wie die Menschen in Belgien Zugang zum Internet haben und wie gut sie sich bei seiner Nutzung auskennen, ist vor allem eine Frage des Einkommens, beziehungsweise der Lebensumstände. Das ist die Kernaussage einer neuen Studie der König-Baudouin-Stiftung über die sogenannte "digitale Inklusion".
Fast einer von drei Haushalten mit niedrigem Einkommen verfügt nämlich nicht über eine Internetverbindung. Bei Haushalten mit hohem Einkommen ist es nur ein Prozent. Rund 40 Prozent der Gesamtbevölkerung ist, was die digitalen Kenntnisse angeht, nicht gut aufgestellt. Bei Menschen mit geringem Einkommen und einem niedrigen Bildungsniveau sind es sogar erschreckende 75 Prozent. Und Belgien steht, was diese digitale Ungleichheit angeht, im Vergleich mit seinen Nachbarn nicht besonders ruhmreich da. Nämlich am schlechtesten.
Neben dem Einkommen gibt es aber noch andere Faktoren. Nämlich die Art des Haushalts, wie Ilse Mariën von der Freien Universität Brüssel, die die Studie mitverfasst hat, in der VRT erklärte. Sind Kinder im Haus, sind die Menschen nämlich viel eher bereit, sich Internet zuzulegen. Nur ein Prozent von Menschen mit Kindern hätten zu Hause kein Internet, im Vergleich zu rund 20 Prozent bei den Alleinstehenden und circa zehn Prozent bei Paaren ohne Kinder.
Und es gibt auch große Unterschiede zwischen dem Norden und Süden des Landes. In Flandern gibt es beispielsweise viel mehr Breitbandanschlüsse und werden auch Onlinedienste wesentlich häufiger genutzt, als in Brüssel und der Wallonie.
Die digitale Ungleichheit zwischen den verschiedenen Gesellschaftsschichten bringt auch viele Probleme mit sich, beziehungsweise kann bereits bestehende Probleme noch deutlich verschärfen, wie Périne Brotcorne von der Katholischen Universität Löwen in der RTBF betonte, die ebenfalls an der Studie beteiligt war.
Smartphones alleine reichen nicht
Neben der Verfügbarkeit und der Qualität eines Internetzugangs spiele auch die technische Ausstattung eine Rolle. Die meisten Jugendlichen hätten heutzutage Smartphones. Das bedeute aber auch, dass in vielen Familien nur noch Smartphones existierten, aber keine richtigen Computer mehr. Sobald es nämlich um Unterricht gehe, reichten Smartphones alleine einfach nicht aus, um Schularbeiten zu machen, so Périne Brotcorne.
Wenn die Kinder und Jugendlichen dann noch nur sporadisch und an öffentlichen Orten und nicht zu Hause Zugang zum Internet hätten, wirke sich das auch negativ auf die Entwicklung der digitalen Fähigkeiten aus. Die Jugendlichen hätten einfach nicht ausreichend Gelegenheit, mehr als rudimentäre Arbeiten auszuführen, die Erforschung von allem, was darüber hinausgehe, bliebe also auf der Strecke, so Brotcorne.
Teufelskreis
Aber es sind längst nicht nur die jungen Menschen, die unter der digitalen Ungleichheit leiden. Man könne wirklich von einem Teufelskreis sprechen, so Ilse Mariën. Die schwächsten Haushalte hätten es digital sehr schwierig, wodurch es wiederum schwieriger würde, die Vorteile von Digitalisierung und Internet zu nutzen.
Wer kein Internet habe oder nicht wisse, wie man es nutzen könne, sei nicht nur von einem bestimmten Bereich ausgeschlossen, sondern durch die fortschreitende Digitalisierung aller Angebote und Dienste gleich von allen. Gerade während des Corona-Lockdowns habe man das deutlich gesehen, so Mariën. Viele Kontakte zu Familie, Freunden, Arbeitgebern, aber auch zu den Behörden seien für diese benachteiligten Menschen quasi gekappt worden.
Das hob auch Périne Brotcorne hervor. Generell sei E-Mail das Kommunikationsmittel der Wahl, wenn man mit Behörden und öffentlichen Diensten Kontakt aufnehmen wolle. Und E-Mails würden von den schwächeren Schichten kaum genutzt, vor allem, weil man dazu schreiben müsse. Diese Menschen würden vor allem auf mündliche Kommunikationsmittel zurückgreifen, sprich auf das Telefon. Die zunehmende Digitalisierung schließe also ganze Bevölkerungsgruppen quasi systematisch aus.
Daneben hat die Digitalisierung im Übrigen auch noch einen ganz anderen Effekt, wie Ilse Mariën hinzufügte. Es gebe immer mehr Menschen, und längst nicht mehr nur Erwachsene, die "digitalisierungsmüde" seien, also Menschen, die ganz bewusst auf Abstand zu Technologie und Digitalisierung gingen. Einfach weil ihnen das alles zu kompliziert und zu viel würde.
Boris Schmidt
Kein Wunder, bei dem, was ein Internetzugang hierzulande kostet.
Ein Staatskonzern (Proximus) diktiert die Preise. Einen echten Wettbewerb der Anbieter gibt es nicht.
Auf Facebook und Twitter kann ich gut verzichten. Habe die noch nie gebraucht. Man muss nicht jeden digitalen Quatsch mit machen.