Der Monat Mai endet am Sonntag, und bis dahin wird es mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr regnen. Deshalb kann man die Trockenheit für den vergangenen Monat und für den meteorologischen Frühling, der ebenfalls am 31. Mai endet, schon festhalten.
Bislang gab es am KMI in Uccle nur 5,4 Millimeter Niederschlag, während wir normalerweise mit 66,5 Millimetern rechnen können. Wir müssen bis zu den Anfängen der Beobachtungen vor 187 Jahren zurückgehen, um so einen trockenen Monat zu finden. 1833 waren es kaum 1,4 Millimeter, berichtet das KMI.
Wenn man April und Mai 2020 zusammenlegt, war es aber noch nie so trocken wie in diesem Jahr in Uccle. Im Schnitt werden in diesen beiden Monaten etwa 118 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter gemessen. In diesem Jahr sind es nur 24,4 mm.
Letzter Dürre-Rekord im Jahr 1893
Damit fiel in den Frühjahrsmonaten April und Mai sogar weniger Regen als im Jahr des bisherigen absolute Dürre-Höhepunktes vor 127 Jahren. Im Jahr 1893 fielen im gleichen Zeitraum nur 25,9 mm Regenwasser.
Die Botschaft der Wetterexperten: Die Dürre kommt dieses Jahr schon sehr früh.
Wenn wir den gesamten meteorologischen Frühling betrachten - der umfasst die Kalendermonate März-April-Mai - wird er nur durch die nasse erste Märzhälfte "gerettet". Damit kommen wir auf insgesamt über 105 mm, während wir normalerweise mit etwa 188 mm rechnen können.
Bemerkenswert ist auch, wie schnell der Grundwasserspiegel gesunken ist. Der Wasserstand war Anfang März an vielen Messstellen auf normale Werte angestiegen, aber dieser Effekt ist vollständig verschwunden.
Wetterblockaden und schwächelnder Jetstream begünstigen Trockenheit
Dass es so lange trocken bleibt, liegt laut KMI daran, dass unsere Wetterlage blockiert ist und sich Hochdruckgebiete abwechselnd über Belgien und den Britischen Inseln befinden. Sie leiten alle atlantischen Regenzonen kräftig nach Norden ab und sorgen auch im Osten oder Süden Europas für Regen. Das KMI spricht von einem "anhaltenden Blockade-Muster" auf den Wetterkarten.
Eine wichtige Rolle spielt dabei der Jetstream: ein starkes Windfeld, das kalte Polarluft von der wärmeren subtropischen Luft trennt. Wenn dieser Jetstream stark ist, folgt er fast einer perfekten Kreisbewegung, und wie im Februar haben wir es dann mit einer konstant hohen Menge Wind und Regen zu tun.
Wenn er schwach ist, schlängelt oder verdreht er sich. Mitte März sah man beim KMI, wie der Jetstream schwächelte. Damit ist der Weg frei für extrem trockenes Wetter in Belgien, während es in anderen Teilen Süd- und Osteuropas viel regnet.
Das sich der Jetstream verändert, hat mit dem Temperaturunterschied zwischen dem Nordpol und den subtropischen Zonen zum Äquator zu tun. Diese Temperaturdifferenz "speist" den Jetstream. Je kleiner der Unterschied ist, desto weniger stark ist der Jetstream. Und durch die Erwärmung der Pole wird der Unterschied geringer. Und dadurch verliert er an Kraft.
In Zukunft lange Sonnenphasen und starke Regenperioden im Wechsel
Es gibt auch noch andere Ströme, wie den Golfstrom. Der ist Teil des Systems der globalen Meeresströmungen, das auch das Klima in Nordeuropa beeinflusst. Aufgrund des Abschmelzens der grönländischen Eiskappe und der starken Regenfälle rund um den Polarkreis hat der Golfstrom immer mehr Schwierigkeiten, Europa zu erreichen.
Die Wetterexperten sagen, dass die Geschwindigkeit, mit der sich so viele verschiedene Faktoren gleichzeitig verändern, völlig neu ist. Und diese Wechselwirkungen sind noch gar nicht richtig erforscht. Aber man geht davon aus, dass sich in Belgien viel häufiger lange Sonnenperioden mit starken Regenperioden abwechseln werden.
vrt/jp/mz