Das bedeutet, dass die Konsumentenpreise im Durchschnitt um drei Prozent gestiegen sind.
Eine belgische Familie, die im Supermarkt einkauft, musste im September drei Prozent mehr für ihren Warenkorb ausgeben als noch zu Anfang des Jahres. Das ist ein Durchschnitt, denn für gewisse Artikel sind die Preise geradezu explodiert. Beim Gemüse beispielsweise ist Salat der Spitzenreiter: er wurde 89 % teurer, Tomaten hingegen nur 25 %. Die Preise in Cafés und Restaurants stiegen trotz der Herabsetzung der Mehrwertsteuer im Januar um 1,8 %.
Die Experten des Wirtschaftsministeriums, die diese Entwicklungen ermitteln, erwarten, dass die Inflation noch bis Jahresende um die drei Prozent betragen wird. Sie könnte Anfang des kommenden Jahres wieder leicht sinken. Die gleichen Experten, die jeden Monat die Preise von 800 Produkten und Dienstleistungen notieren, haben in ihrem jüngsten Bericht festgestellt, dass diese in den sechs letzten Jahren im Durchschnitt um 14 Prozent gestiegen sind.
Die Entwicklung des Goldpreises führte dazu, dass sich die Ausgaben für goldene Trauringe in diesen sechs Jahren verdoppelt haben. Zitronen wurden um 70 % teurer, Kartoffeln um 53 %, Lachs um 60 % und Kaffee um 35 %. Die Energiepreise sind auch pausenlos im Aufmarsch. So verteuerte sich Dieselöl im Vergleich zu 2004 um 38 %, Benzin um 26 %, Heizöl gar um 70 %.
Zum Glück ist auch eine Reihe von Erzeugnissen billiger geworden. Für digitale Fotoapparate zahlt man heute nur noch halb so viel wie vor sechs Jahren. Handys wurden 30% billiger, Mobilfunkgespräche um 38 % und Fernseher mit Flachbildschirm 60 % .
Die Inflation hat Auswirkungen auf die Betriebe. Einerseits weil in Belgien immer noch das System der automatischen Bindung der Löhne und Gehälter an den Index besteht und mithin die Lohnkosten der belgischen Unternehmen schneller steigen als die ihrer deutschen, französischen und niederländischen Konkurrenten. Das bedeutet eine Verringerung der Wettbewerbsfähigkeit für die belgische Industrie.
Andererseits lassen sich viele Familien von der Aussicht, dass alles immer nur teurer wird, dazu verleiten, mehr zu kaufen und weniger zu sparen. Das ist ein Ansporn für die Wirtschaft.
Zu Jahresende müssen die Sozialpartner sich auf die Lohnentwicklung bis 2012 einigen. Bei diesen Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften spielen die Inflation und die Indexanpassungen eine große Rolle, denn es geht darum, festzustellen, wie viel Spielraum es noch für Lohnerhöhungen über die Indexanpassungen hinaus gibt.
Schon seit einigen Jahren hat der flämische Unternehmerverband VOKA eine Vorreiterrolle. Auch jetzt plädierte er dafür, die Löhne einzufrieren und mithin den Mechanismus der automatischen Indexanpassung auszuschalten. Dadurch könnten die Lohnkosten gesenkt und die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. Für die Gewerkschaften ist ein solcher Vorschlag allerdings immer noch ein rotes Tuch.