10.000 Hektar – oder anders ausgedrückt: 10.000 große Fußballfelder: Soviel Waldfläche könnte in der Wallonie heute noch zusätzlich stehen, wenn sie nicht illegal abgeholzt worden wäre in den vergangenen 30 Jahren.
Das würde auch Programme überflüssig machen, mit der die wallonische Regierung jetzt gezielt wieder mehr Hecken und Buschwerk auf Felder bringen will.
Dabei dürfen Privatbesitzer durchaus ihren Wald abholzen. Allerdings brauchen sie in der Regel dafür eine Genehmigung. Doch nicht alle Waldbesitzer holen eine solche Genehmigung ein – und dann wird die Rodung zum Problem, weil sie illegal geschieht.
Gerade bei Landwirten komme das immer wieder vor, sagt François Laviolette, Mitarbeiter der Abteilung Natur und Wälder des wallonischen Umweltministeriums, gegenüber der RTBF. Die Landwirte würden das machen, „um mehr landwirtschaftliche Fläche zu bekommen“, sagt Laviolette. „Man kann dann neue Felder kultivieren, auf denen vorher Bäume standen. Man bekommt mehr EU-Subventionen, weil man eine größere Fläche kultivieren kann und weil die Prämien pro Hektar ausgezahlt werden. Und natürlich hat man auch eine größere Ernte.“
Die Vorteile für die Landwirte liegen also auf der Hand. Nachteilig ist das alles für die Natur. Tiere und Insekten verlieren mit jedem Hektar Wald natürlichen Lebensraum. Wald bindet auch CO2. Ist also gut, um die Luft zu säubern. „Wald ist eine Kohlenstoffsenke“, wie es Laviolette nennt. Außerdem sei Wald auch ein Schutz für den Boden, gut für das Grundwasser, denn Wasser sickere im Wald besser in den Boden ein, als auf einem Feld. Wald hilft also auch gegen Überschwemmungen und die Bildung von Schlammlawinen.
Strafrechtlich verfolgt wird illegales Abholzen durchaus. Nicht immer sitzen dabei Landwirte auf der Anklagebank. Der Lütticher Staatsanwalt Jean-Noël Kraewinkels sagt zum Beispiel: „Ich erinnere mich an einen Fall, bei dem wir den Betreiber eines Campingplatzes rechtlich verfolgt haben, der das Grundstück seines Campingplatzes auf Kosten von Waldfläche ausgeweitet hatte. Ein anderes Mal hatte ein Transportunternehmer den Parkplatz für seine Lkw erweitert.“
Der Schutz des bestehenden Waldes hat aber nicht überall Priorität. Die Zeitung La Libre Belgique berichtet am Donnerstag von einem Fall, bei dem ein Notar in der Gemeinde Andenne illegal acht Hektar Wald gerodet hatte, um auf der freien Fläche dann Weinreben zu pflanzen. Das Vergehen flog auf. Doch anstatt dass der Notar bestraft wurde, setzte sich der ehemalige wallonischen Minister Carlo Di Antonio selbst dafür ein, dass die Rodung im Nachhinein legalisiert wurde. Gegen die Empfehlung der Experten aus seinem eigenen Umweltministerium.
Kay Wagner
Die Gesetze sind N I E für alle Bürger gleich