Das Problem liegt in der 90-Millimeter-Kanone (DF90), mit der diese Piranha-Fahrzeuge ausgerüstet sind. Im November hat es noch Tests gegeben. Und in der Bewertung der Streitkräfte sind die Ergebnisse äußerst negativ. Beim Abfeuern der Munition lösen sich Schrauben durch die Hitze und Ventile brechen.
In einem internen Bericht, der der Zeitung De Morgen vorliegt, heißt es, dass die Probleme seit zehn Jahren bekannt sind, aber nicht gelöst werden konnten. Deshalb wolle man nicht weiter in das Fahrzeug investieren.
Ärger über das Fahrzeug gab es schon von Anfang an. Der ehemalige Verteidigungsminister André Flahaut (PS) hatte die Piranhas 2006 beim Schweizer Hersteller Mowag als Ersatz für die belgischen Leopard-Panzer bestellt, obwohl 90 Millimeter-Kanonen kein Nato-Standard waren.
Es gab auch Fragen zum Vergabeverfahren. Die Finanzinspektion lehnte den Kauf 2005 gleich zwei mal ab, da nur das wallonische Unternehmen CMI in der Lage war, solche 90-mm-Kanonen zu liefern, und nur das Unternehmen Mecar die benötigte 90-mm-Munition produzierte. Pikanterweise liegt das zu Hause von Mecar in Nivelles. Und das war auch der Wohnsitz des damaligen Verteidigungsministers Flahaut.
Als Flahaut-Nachfolger Pieter De Crem (CD&V) das Amt des Verteidigungsministers übernommen hatte, stoppte er den Auftrag von 22 Piranhas, aber für 18 andere war es zu spät. Ein Vertragsbruch hätte sonst zu hohe Entschädigungskosten zur Folge gehabt. 2008 wurden deshalb die ersten Exemplare ausgeliefert. De Crem hat die Fahrzeuge auch direkt zum Weiterverkauf angeboten - ohne Erfolg.
Belgien zahlte 69,9 Millionen Euro für diese Panzerfahrzeuge. Munition wurde für insgesamt mehr als fünf Millionen Euro gekauft. "Die Rücknahme der ungenutzten Munition ist Teil einer laufenden Verhandlung mit der Firma Mecar", heißt es im Verteidigungsministerium.
Die unabhängige Militärgewerkschaft ACMP nennt es angesichts der Enthüllung erschreckend, dass die Armee dieses Problem innerhalb von zehn Jahren nicht löse konnte. Dies sei eine Verschwendung von öffentlichen Ressourcen und damit von Steuergeldern, heißt es.
Ob das Fahrzeug jetzt eingemottet wird, dazu gibt es bislang keine Informationen. Erstaunlicherweise sind drei dieser Piranha-Fahrzeuge gerade erst von einem Einsatz in Litauen zurückgekehrt. Bei der Nato-Mission sollten die Fahrzeuge russische Panzer abschrecken, aber angeblich ohne Panzerabwehrmunition. Die Piranhas können zwar einen anderen Munitionstyp abfeuern. Der ist aber nicht panzerbrechend. So richtig abschreckend ist das belgische Panzerabwehrfahrzeug also nicht.
demorgen/mz