Grund dafür ist ein Streit zwischen den beiden Riesen im Flugzeugbau, Boeing und Airbus. Was hat Käse mit Flugzeugen zu tun? Auf den ersten Blick gar nichts. Auf den zweiten Blick auch nicht. Und nur beim dritten Blick kann man verstehen, dass der Streit zwischen dem US-Flugzeughersteller Boeing und seinem europäischen Konkurrenten Airbus auch etwas mit Käse zu tun haben kann.
Die Welthandelsorganisation WTO hat den USA nämlich erlaubt, Produkte aus Europa, egal welcher Art, mit Sonderzöllen in einem Wert von insgesamt 7,5 Milliarden Euro zu belegen. Und das als Ausgleich für unerlaubte Subventionen, mit denen europäische Länder den europäischen Flugzeugbauer Airbus gefördert haben.
Dieses Urteil fällte die WTO bereits im vergangenen Jahr. Aber erst jetzt im Oktober gab die WTO grünes Licht für die Liste der Produkte, auf die die USA die erhöhten Einfuhrzölle erheben wollen.
Bei den meisten Produkten ist es bislang lediglich bei der Drohung geblieben, die Zölle zu erhöhen. Beim Käse aus Chimay haben die USA allerdings bereits schon zugeschlagen. Seit gut drei Wochen liegen die Einfuhrzölle für den Trappisten-Käse aus Belgien 25 Prozent höher, als davor.
Vincent Carton, Exportchef bei der Chimay-Gruppe, bestätigt die Beobachtung des Verbands der belgischen Lebensmittelindustrie Fevia. Er sagt: „Wer Produkte in die USA exportiert, bekommt einen Zoll-Code für diese Produkte. Und der Zoll-Code, zu dem der Chimay-Käse gehört, ist von den neuen Maßnahmen betroffen. Der Einfuhrzoll beträgt jetzt 25 Prozent mehr, als vorher.“
Folge der höheren Einfuhrzölle in den USA wird sein, dass auch die Preise für den Chimay-Käse in den Geschäften in den USA höher werden. Der Käseliebhaber in den USA muss dann mehr für das Produkt aus Belgien bezahlen. Fraglich, ob er dem Chimay-Käse dann treu bleiben wird. Frage, wie viel Geld er bereit ist, dafür auszugeben. Oder ob er sich dann preiswerteren Käsesorten zuwenden wird.
Sollte letzteres passieren, würde das Folgen für die Käsehersteller in Chimay haben. Aber nicht nur für ihn. Exportchef Carton sagt: „Die Milch für unseren Käse bekommen wir von Milchbauern aus einem Umkreis von 20, 30 Kilometern um die Käserei herum. Die Auswirkungen werden also regional zu spüren sein. Es wird in der Zukunft auch potentiell Auswirkungen auf die Käserei selbst haben können.“
Die Milchbauern könnten also auf ihrer Milch sitzen bleiben, die Käserei müsste eventuell Mitarbeiter entlassen, wenn eben weniger Käse verkauft wird. Soweit ist es längst noch nicht. Zunächst will man in Chimay abwarten, welche Auswirkungen die höheren Einfuhrzölle auf den Käse in den USA wirklich haben.
Und dann gibt es auch noch Hoffnung, die wieder aus dem Flugzeugsektor kommt. Denn im März dieses Jahres sind die USA ihrerseits von der WTO wegen nicht erlaubter Subventionen an den US-Flugzeugbauer Boeing verurteilt worden. Im Grunde also das gleiche Urteil, wie vor einem Jahr gegen die Europäer mit Airbus, nur umgekehrt. Vielleicht könnte auch das zum Ende der höheren Einfuhrzölle führen. Falls nämlich jetzt ihrerseits die Europäer mit Sonderzöllen auf US-Produkte drohen.
Für den Chimay-Käse wäre das eine gute Nachricht. Genauso wie für die belgische Waffel, belgische Muscheln und noch eine Handvoll anderer belgischer Lebensmittelprodukte, die auch auf der US-Liste für geplante Strafzölle stehen.
Kay Wagner