Wissenschaftler der Universität Antwerpen haben mehr als 34.000 Patientenakten untersucht. Sie belegen mit Daten, dass in Krankenhäusern Menschen sterben, die nicht hätten sterben müssen, wenn denn ausreichend Pflegepersonal anwesend gewesen wäre.
Von 1.000 Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden, sterben im Schnitt drei unerwartet – zum Beispiel durch eine Infektion. Das ist an sich kein schlechter Wert, heißt es aus Expertenkreisen. Aber es könnten noch weniger sein.
Es gibt auch Abteilungen, in denen niemand unerwartet stirbt - aber leider auch Abteilungen mit rund 19 Toten bei 1.000 Patienten. Und das steht meist in Zusammenhang mit der Zahl der Pflegekräfte. Je mehr Patienten man pflegt, umso weniger Zeit bleibt, andere Patienten zu beobachten.
Neun von zehn Stationen unterbesetzt
Und das kann ganz böse Folgen haben, wie Filip Haegdorens von der Universität Antwerpen bestätigt. Er hat die Krankenhausstudie geleitet: "Unsere Hypothese ist, dass Pflegekräfte einige Aufgaben fallen lassen müssen, wenn sie zu viele Patienten haben, um die sie sich kümmern müssen."
Ärzte sind nicht den ganzen Tag anwesend. Aber vom Pflegepersonal im Krankenhaus wird erwartet, dass es schaut, hört, riecht, fühlt und zuhört – also mit allen Sinnen bei der Sache ist. Die Universität Antwerpen kommt jedenfalls zum Schluss, dass neun von zehn Krankenhausabteilungen unterbesetzt sind.
20.000 Pflegekräfte gesucht
Die Zahl der Patienten pro Pflegekraft pendelt zwischen 5,7 bis im schlechtesten Fall 13,7 Patienten. Im Schnitt versorgt ein Krankenpfleger 9,7 Patienten. Im Rest von Europa liegt die Norm aber bei acht Patienten - also deutlich weniger als in Belgien.
Belgien braucht also mehr Pflegekräfte, aber so einfach ist das nicht. Die Baby-Boomer gehen zahlreich in den Ruhestand und es folgen einfach zu wenige junge Menschen, obwohl der Beruf ja als ziemlich krisensicher gilt. Mittelfristig werden 20.000 neue Pflegekräfte gesucht.
Gesundheitsministerin Maggie De Block (OpenVLD) meinte in einer Reaktion auf die Studie, dass sie von den Ergebnissen nicht schockiert sei. Es sei die Aufgabe der Regierung, genügend finanzielle Ressourcen bereitzustellen. Sie stelle aber fest, dass die Krankenhäuser es vorziehen würden, in neue Geräte zu investieren, als in genügend Menschen am Krankenhausbett.
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