"Hey! Wollt Ihr mal eben Geld im Internet verdienen? Ich habe da eine Lösung!" Solche Geschichten geistern immer mal wieder durchs Netz. Das Märchen vom schnellen Geld. Und man muss eigentlich gar nichts dafür tun. Doch: Man muss einfach nur mal sein Konto zur Verfügung stellen.
Das klingt im ersten Moment vielleicht ein bisschen hanebüchen, nach dem Motto: "Wer würde sowas denn machen?". Das kommt aber häufiger vor als man denkt. Vor allem junge Menschen lassen sich da häufiger mal verleiten.
In der VRT hat ein Vater eine solche Geschichte geschildert. Irgendwann, an einem banalen Samstagmorgen, klingelt sein Telefon. Am anderen Ende der Leitung: Ein Bankdirektor. Und der erzählt ihm, dass auf dem Konto seines Sohnes verdächtige Geldtransaktionen festgestellt wurden.
Der Vater stellt seinen Sohn zur Rede. Und der gibt kleinlaut zu, dass er sein Bankkonto quasi "zur Verfügung gestellt hat". Man hatte ihm erzählt, dass ein Schulkamerad ein Moped kaufen wollte, er aber kein Bankkonto habe. Die Frage war dann eben, ob man nicht "mal eben" sein Konto nutzen dürfte, um das Moped bezahlen zu dürfen.
Dieses Moped hat es natürlich nie gegeben. Stattdessen stellte sich heraus, dass Betrüger das Konto genutzt haben. Über sogenanntes Phishing hatten die sich die Zugangsdaten von zwei Konten verschafft und jeweils 10.000 Euro abgebucht. Das Geld landete dann erst auf dem Konto des Jugendlichen. Die Täter haben dann im Eiltempo über alle möglichen Wege das Geld wieder abgehoben. Und weg waren sie mit ihrer Beute. Der Sohn des Mannes war unfreiwillig zu einem sogenannten "Geldesel" geworden.
Es gibt da auch noch die Variante, bei der das Konto zur Geldwäsche missbraucht wird. Geld etwa aus Drogengeschäften wird kurzzeitig auf dem Konto geparkt, um es quasi in den regulären Umlauf zu bringen. Danach wird es weiter überwiesen, und zwar so, dass man es nicht verfolgen kann. Der Kontakt erfolgt meist über Soziale Netzwerke, es kommt aber auch vor, dass die Jugendlichen direkt auf der Straße angesprochen werden, etwa vor der Schule.
"Das ist ein Klassiker", sagte Karel Van Eetvelt, Sprecher des Bankenverbandes Febelfin in der VRT. "Man tritt an junge Menschen heran, um sich das Recht zu erschleichen, das Konto des Jugendlichen zu nutzen. Entweder auf die emotionale Tour, oder eben gegen Zahlung einer kleinen Geldsumme. Und dann nutzt man das Konto, um Geld aus kriminellen Machenschaften wegzuschaffen."
Für den Jugendlichen fängt die Geschichte hier aber eigentlich erst an. Wenn die Geschichte einmal auffliegt, wenn etwa die Bank dahinter kommt, dass ein Konto für kriminelle Machenschaften genutzt wird, dann klopft man natürlich zuerst beim Kontoinhaber an. Und das ist bestimmt keine angenehme Erfahrung.
Zwar werden die Ermittler schnell zu dem Schluss kommen, dass sie vor einem Geldesel stehen, also vor jemandem, der wahrscheinlich unbewusst in die Sache hineingezogen wurde. Was nicht heißt, dass die Geschichte damit ausgestanden wäre. "In einem solchem Fall macht man sich strafbar", sagt auch Febelfin-Sprecher Rodolphe de Pierpont. Und wenn der Betreffende minderjährig ist, dann können die Eltern haftbar gemacht werden.
"Deswegen: Sprecht mit Euren Jugendlichen!", empfiehlt der Sprecher den Eltern. Die Botschaft ist klar und deutlich: "Stellt Euer Konto oder Eure PIN niemals irgendjemandem zur Verfügung!".
Febelfin hat jedenfalls eine Sensibilisierungskampagne lanciert, um eben nochmal darauf hinzuweisen. Nicht zum ersten Mal. Aber man müsse offensichtlich in regelmäßigen Abständen immer mal wieder auf die Masche aufmerksam machen.
Zumal eine neue Studie gerade wieder gezeigt hat, dass einer von zehn Jugendlichen prinzipiell bereit ist, sein Konto zur Verfügung zu stellen. Die Botschaft wird diesmal auch verstärkt auf Kanälen verbreitet, die Jugendliche nutzen. In Flandern etwa beteiligen sich bekannte Influencer an der Kampagne, wie zum Beispiel die Rapper Kurkdroog.
Roger Pint