Viele Jahre war Belgien das Land, in dem das Armutsrisiko viel geringer war als im europäischen Durchschnitt. Inzwischen aber ist Belgien nicht mehr so weit davon entfernt.
Die Armutsgrenze liegt bei 60 Prozent des belgischen Medianeinkommens. Die lag im vergangenen Jahr bei 1.187 Euro im Monat für eine Einzelperson. Für eine Familie mit zwei Kindern waren es 2.493 Euro im Monat.
Der Grund für das gestiegene Armutsrisiko ist vor allem der, dass die niedrigeren Löhne stagnieren oder kaum steigen - im Gegensatz zu den mittleren Einkommen. Ein Phänomen, das man schon seit 15 Jahren beobachten kann. Seitdem sind die mittleren Einkommen um elf Prozent, die niedrigeren aber nur um drei bis fünf Prozent gestiegen.
Der wirtschaftliche Aufschwung kommt also vor allem bei der Mittelschicht an. Haushalte mit niedrigem Einkommen gewinnen kaum an Kaufkraft.
Geringqualifizierte finden nicht so schnell einen Job und sind öfter auf die niedrigeren Transfereinkommen angewiesen.
Arbeitsmarktexperten sehen daher eine Aktivierung von Langzeitarbeitslosen als eine Möglichkeit, das Armutsrisiko zu verringern.
Zwischen den beiden großen Landesteilen gibt es deutliche Unterschiede. In der Wallonie ist das Armutsrisiko doppelt so hoch wie in Flandern.
Für Pensionierte - die Personengruppe, die früher am stärksten betroffen war - ist das Armutsrisiko hingegen in den letzten Jahren gesunken. Das liegt vor allem daran, dass inzwischen mehr Frauen auch eine Pension bekommen.
Volker Krings