In Brüssel sind Sonntag bereits zehntausend Menschen auf die Straße gegangen: gegen Frauenmord und gegen Gewalt an Frauen.
10.000 Teilnehmer, das waren mehr als in den Jahren zuvor. 2018 waren es gerade mal halb so viel.
Das Interesse an dem Thema wächst. Das ist sicher ein Erfolg von Vereinen wie "Stop Féminicide" ("Stoppt Femizid"), die dafür kämpfen, das Thema publik zu machen und dafür zu sensibilisieren, dass Frauen auch hierzulande Gewalt verschiedener Ausprägungen bis hin zum Mord erleiden müssen.
Fälle in Belgien: Knapp 100 Femizide seit 2017
Das Kollektif Mirabel - ein Zusammenschluss von ca. 100 Organisationen - hat allein in diesem Jahr schon 22 Femizide gezählt. Seit 2017 sind es insgesamt 99. Femizide, das sind Morde an Frauen, aus dem Motiv heraus, dass es Frauen sind.
Die Täter sind Ehemänner, Partner oder Ex-Partner. Dahinter steckt die Haltung, dass die Frau ihr persönlicher Besitz ist, also das Recht auf Selbstbestimmtheit wird der Frau aberkannt.
Neben Mord gibt es vielfältige Formen von körperlicher und sexueller, psychologischer und wirtschaftlicher Gewalt. Laut Mirabel erlebt jede vierte Frau in Belgien in ihrem Leben Gewalt durch ihren Partner oder ihren Ex-Partner. Ein Großteil der Vorfälle spielt sich im öffentlichen Raum ab.
Trotz Gesetz noch keine Besserung
Mirabel will eine politische Debatte in Gang bringen, damit endlich eine Strategie zur wirksamen Bekämpfung aller Formen von Gewalt gegen Frauen entwickelt werden kann. Eigentlich gibt es die gesetzlichen Grundlagen, nur an der Umsetzung fehlt es. Denn Belgien hat wie viele andere Länder in Europa eine Konvention des Europarates unterzeichnet und sich verpflichtet, Frauen besser zu schützen und gegen Gewalt vorzugehen. Das war vor drei Jahren.
Die verschiedenen Regierungsebenen in Belgien waren damals überein gekommen, auf dieser Basis koordinierte Maßnahmen einzuführen - zur Vorbeugung, zum Schutz der Opfer und zur Verfolgung der Täter. Viel ist da aber noch nicht in Gang gekommen, kritisieren die Aktivistinnen von Mirabel.
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