Schon wieder ein neuer "Rekord": Jahr für Jahr klopfen mehr Menschen bei den Lebensmittelbanken an. Ihre Zahl ist in fünf Jahren um mehr als 30 Prozent gestiegen. Der Verband der Lebensmittelbanken sieht vor allem einen Anstieg in den Regionen um Lüttich und Antwerpen.
Man gehe davon aus, dass dort mehr Menschen ihre Scham überwinden, sagt Lebensmittelbank-Geschäftsführer Jozef Mottar. Außerhalb der Städte herrsche eine stärkere soziale Kontrolle und daher möglicherweise eine größere Zurückhaltung, Lebensmittel von einem der angeschlossenen Verbände abzuholen.
Im letzten Jahresbericht betonte der Verband der Lebensmittelbanken noch, dass nicht wenige Bittsteller eine Arbeit haben. Auffallend auch: Die Zahl der jungen Menschen (18-24 Jahre), die eine Lebensmittelbank nutzen, steigt. 44 Prozent der Bittsteller sind alleinerziehende Eltern. Drei von vier dieser Menschen sind Frauen.
Die Lebensmittelbanken werden in Belgien auch von Privatpersonen unterstützt. Der Großteil der Hilfe stammt aber von der Europäischen Union (41 Prozent). Auf Platz zwei und drei folgen die Lebensmittelindustrie (32 Prozent) und Supermarktketten (20 Prozent).
Die Lebensmittelbanken machen sich aber Sorgen um die Zukunft. Es bestehe die reale Gefahr, dass ab 2021 die europäischen Mittel wegfallen. Es wird erwartet, dass dem Europäischen Hilfsfonds für Nahrungsmittel geringere Mittel zur Verfügung stehen werden.
Hintergrund
Ein Bittsteller erhält bei den Lebensmittelbanken pro Jahr 96,5 Kilogramm Kilogramm Lebensmittel. Das entspricht etwa 193 Mahlzeiten.
Im Jahr 2014 gingen 130.030 Belgier zur Lebensmittelbank. 2018 waren es schon 159.081. Auch in diesem Jahr setzt sich der Anstieg auf rund 170.000 im Juli fort.
Laut dem jährlichen Armutsbarometer der Organisation Deceniumdoelen kommen 16,4 Prozent der Belgier finanziell nicht rund. Laut Kind & Gezin wächst jedes siebte Kind unter drei Jahren in einer Familie in Armut auf.
hln/foodbanks/mz/km