Demenzclowns müssen gar nicht so lustig sein. Sie rutschen nicht auf Bananen aus. Sie ziehen auch nicht unbedingt lustige Grimassen. Ihr Ziel ist es, erst einmal die Aufmerksamkeit von Menschen zu bekommen, die gedanklich in ihrer eigenen kleinen Welt leben.
Und dabei wenden sie einen Trick an. Sie übernehmen die Rolle des Dummkopfs, der eigentlich noch weniger weiß als der Heimbewohner. Und dabei spielen sie zum Beispiel Situationen nach, die die dementen Heimbewohner aus ihrem ehemaligen Berufsleben kennen.
Trifft er auf einen ehemaligen Arzt, dann tut ein Demenzclown so, als wäre sein Bein gebrochen. Bei einer liebevollen und fürsorglichen Mutter und Oma machen die Demenzclowns etwas "Waghalsiges" und legen sich zum Beispiel zum Schlafen auf einen Tisch.
Und offenbar funktioniert das. Pflegekräfte bestätigen, dass sie viele demente Heimbewohner überhaupt nicht erreichen, aber dass die Demenzclowns es schaffen, Kontakt zu den Heimbewohnern aufzunehmen. Dann sagt die Oma, die sonst nie spricht: "Hey, du, pass auf, dass du nicht vom Tisch fällst."
Persönliche Erfahrung
Die Idee hatten zwei Theatertherapie-Studentinnen aus Flandern. Beide hatten eine Oma mit Demenzerkrankung. Und sie mussten feststellen, dass beide zwar die beste körperliche Versorgung erhielten, aber keinerlei psychologische Unterstützung. Und im Heim gehen ja leider schnell die eigene Identität und das vertraute Umfeld verloren.
Die Studentinnen waren motiviert, da gegenzusteuern, indem sie Demenzkranken ermöglichen, ihre Identität wiederzuentdecken. Und da ist es auch egal, wenn so ein Mensch erst einmal nur herumschimpft. Denn die Demenzclowns gehen davon aus, dass Demenzpatienten viel zu oft Sätze hören wie: "Nicht traurig sein, liebe Frau!" oder "Nicht böse sein, mein Herr."
In ihren Augen ist es gerade wichtig, dass man den Gefühlen auch mal freien Lauf lassen darf. Und das macht Sinn, denn wie tröstet man eine Frau, die weint, weil sie in sporadisch klaren Momenten versteht, dass sie nicht mehr mit ihrem Ehemann zusammenlebt, sondern in der geschlossenen Abteilung für Demenzkranke? Die Demenzclowns würden dann eher mitweinen, und darauf hoffen, dass man sich gegenseitig tröstet.
"Demiclowns"
Die Demenzclowns nennen sich in Flandern Demiclowns: halb Clown - halb Therapeut. Die Vereinigung "Demiclowns" bietet Workshops für Schulen, Betreuer und andere Interessenten an.
Und seit diesem Jahr bietet die Hochschule Vives im westflämischen Roeselaere sogar ein Postgraduat "Demiclown" an. Der nächste Kurs startet im März 2020.
hln/mz/km