Erst die Hitze und Trockenheit im Sommer, dann der Herbst-Regen. Bei extremen Temperaturen können Kartoffeln nicht wachsen - und bei starkem Regen können sie nicht abgeerntet werden. Rodungsmaschinen schaffen es dann tatsächlich nicht, die Knollen einzufahren. Jetzt, wo es seit einigen Tagen trocken ist, heißt es deshalb: Beeilung, bevor der nächste Regen kommt.
Der wallonische Branchenverband schätzt, dass bis Ende dieser Woche 80 Prozent der insgesamt 43.000 Hektar Kartoffelfelder in der Wallonie abgeerntet sein dürften.
Zwischen 40 und 45 Tonnen Kartoffeln pro Hektar sollen eingefahren werden. Das ist weniger als der Durchschnitt der letzten Jahre, aber insgesamt eine bessere Ernte als in der letzten Saison. 2018 hat man weniger als 40 Tonnen Kartoffeln pro Hektar eingefahren - das war aus Sicht mancher Bauern eine Katastrophe. Diesmal scheinen sie mit einem blauen Auge davon zu kommen, denn die Qualität soll trotz der Trockenheit im Sommer und des nassen Herbstes einwandfrei sein, sagen die Fachleute. Es gibt aber regionale Unterschiede, etwa zur Bodenbeschaffenheit, und es gibt Kartoffelsorten, die besser mit Nässe klarkommen als andere.
Auch mit der Ernte und Qualität der Frittenkartoffel, der klassischen, mehligen Sorte Bintje, ist der Branchenverband zufrieden. Aber es gibt wohl doch Einbußen beim Ertrag, also weniger Bintjes als in den Vorjahren.
Bernd Visé vom Restaurant Visé in Eupen sagt, dass die Kartoffeln von einer Lieferung zur nächsten unterschiedlich sein können, und liefert eine Erklärung mit, die überrascht - weil sie nichts mit dem Wetter zu tun hat. "Bintjes sind schon lange nicht mehr so zahlreich auf dem Markt vertreten, weil schon seit Jahren andere Sorten angeboten werden", erklärt Visé. "Das Problem ist, dass wir nicht mehr gleichmäßig die gleiche Kartoffel bekommen. Die großen Unternehmen beherrschen den Markt und kaufen die Kartoffeln quasi schon auf dem Acker, bevor sie überhaupt geerntet wurden. Die besten und schönsten Kartoffeln sind dann schon vorreserviert - und was wird daraus gemacht? Tiefgekühltes Zeug!"
Resigniert meinte Bernd Visé dann noch, das sei der Lauf der Zeit, da komme man als Restaurantbesitzer nicht gegen an. Aber, weil das Kochen eine Kunst ist, die er beherrscht, sind auch die Fritten nach wie vor extrem lecker. Und tiefgefrorene Fritten aus dem Supermarkt können da eigentlich nicht mithalten.
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