Es ist der 26. Oktober 2001. 101 Salutschüsse krachen im 30- Sekundentakt zwischen 12 und 13 Uhr aus den Rohren der Kanonen, die im Brüsseler Park zwischen Königspalast und Parlament aufgebaut worden sind. Anlass ist ein freudiges Ereignis: Die Geburt der Tochter von Prinz Philippe und Prinzessin Mathilde, die kleine Elisabeth hat das Licht der Welt erblickt.
Das war am Abend zuvor, am 25. Oktober um 21:58 Uhr. Nach der Geburt trat ein etwas geschafft aussehender Prinz Philippe noch im grünen Krankenhauskittel vor die Presse. "Naja, die Kleine hat am Anfang doch schon ziemlich geschrien. Sie hat Temperament, aber Temperament, das ist wohl gut so", sagt Philippe sichtlich stolz.
Es war eine Kaiserschnitt-Geburt. Mutter und Kind sind wohlauf. Nur: baden musste das Neugeborene dann der Vater. Die Kleine sei aber so süß, dass man da eigentlich nicht widerstehen konnte, so Philippe.
Das Land wird von einer kleinen Elisabeth-Mania erfasst. Es gebe schließlich eine enge Beziehung zwischen der Bevölkerung und dem Königshaus, sagte auch der damalige Premierminister Guy Verhofstadt. Insofern sei die Geburt der kleinen Prinzessin durchaus ein freudiges Ereignis für das Land, fand er.
Und es ist ja auch nicht irgendeine Prinzessin, sondern die wohl künftige Königin der Belgier. Philippe wird mit seiner Frau Mathilde irgendwann seinem Vater Albert auf den Thron folgen. Und dann ist ihre Tochter die offizielle Kronprinzessin.
Das war nicht immer so. Das sogenannte Salische Gesetz sah bis 1991 vor, dass nur Männer den Thron besteigen konnten. Das sei seit einer Verfassungsänderung Geschichte, sagte Guy Verhofstadt. Und deswegen habe das Land jetzt zum ersten Mal offiziell eine ThronfolgerIN.
"Der Thron wurde ihr in die Wiege gelegt", so formulierte es denn auch die Zeitung Het Belang van Limburg. Le Soir drückt es so aus: "Ihr Schicksal ist das einer Königin".
Und entsprechend wird Prinzessin Elisabeth denn auch von Beginn an auf diese ihre künftige Aufgabe vorbereitet. Seit Philippe 2013 den Thron bestiegen hat, ist sie ja auch "offiziell" die Thronfolgerin. Wobei: Ihre Eltern, König Philippe und Königin Mathilde, haben nach eigener Aussage immer versucht, ein gesundes Gleichgewicht zu bewahren. Ihre Tochter sollte möglichst doch ein, sagen wir, "normales" Leben führen können, fernab der Blitzlichtgewitter, zumindest im Alltag. Und Belgien ist nicht Großbritannien, also das ist mehr oder weniger auch gelungen.
Ganz ohne offizielle Termine ging es aber auch nicht. 2011 hatte Elisabeth ihren ersten öffentlichen Auftritt. In Gent wurde im örtlichen Krankenhaus eine neue Kinderstation eingeweiht, benannt wurde sie nach der Prinzessin. Und bei der Gelegenheit hörte man dann auch das erste Mal die Stimme der Prinzessin.
Sie sei sehr froh, dass sie dem Krankenhaus ihren Namen geben dürfe, sagt die damals 10-jährige Elisabeth in bestem Niederländisch. Denn auch darauf haben ihre Eltern wert gelegt. In der Vergangenheit stand das Königshaus wegen des oft holprigen Niederländisch seiner Vertreter in Flandern häufig in der Kritik. Elisabeth besuchte denn auch eine niederländischsprachige Grundschule in Brüssel. Inzwischen besucht sie ja eine Schule in Wales, wo sie vielleicht noch ein bisschen besser "sie selbst" sein kann.
Niederländisch, Französisch, jetzt auch Englisch: Elisabeth ist so mehrsprachig wie das Land, dessen Staatsoberhaupt sie eines Tages sein wird. Und, ja, Deutsch ist offensichtlich auch dabei. Bei einem anderen offiziellen Auftritt 2014, zum Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs, staunte der eine oder andere wohl nicht schlecht, als Elisabeth plötzlich auch ein paar Sätze auf Deutsch sagte: "Es ist an uns Jugendlichen, unsere Fackeln hochzuhalten und so wie heute eine Lichterfront zu bilden."
Aus dem kleinen, süßen Mädchen, das seinen Vater vor 18 Jahren gleich bezaubert hatte, aus der kleinen Elisabeth ist eine junge Frau geworden. Die Fotos, die der Palast zum Anlass ihres 18. Geburtstages freigegeben hat, zeigen eine natürliche und zugleich selbstbewusste, strahlende Prinzessin.
Ihre Eltern sind sichtlich stolz auf sie. Das unterstrich König Philippe anlässlich der Geburtstagsfeier im Thronsaal auch noch einmal ausdrücklich. Er und ihre Mutter seien sehr glücklich, sie zur Tochter zu haben. "Hab keine Angst", fügte der König hinzu. "Gehe Herausforderungen resolut an, denn sie sind bereichernd."
Der BRF wollte wissen: Was erwarten die Ostbelgier von Elisabeth? Oder, kennen sie sie überhaupt? Ein Reporterteam hat den Eupener Freitagsmarkt aufgemischt und nachgefragt. Verraten kann man schon, dass der Name der Thronfolgerin vorerst noch bekannter ist als ihr Gesicht.
Geburtstagsfeier
Neben Auftritten der Eurovision-Teilnehmerin Blanche, zwei Teilnehmerinnen des Königin-Elisabeth-Wettstreits und der Kgl. Ballettschule Antwerpen ergriffen der König und die Herzogin von Brabant selbst das Wort. Prinzessin Elisabeth, die jetzt offizielle Thronfolgerin ist, versprach in ihrer Ansprache in den drei Landessprachen, dass das Land auf sie zählen könne.
Zuvor hatte König Philippe seiner Tochter den höchsten und ältesten Orden des Landes, den Leopoldorden, verliehen. "Als Ansporn und Zeichen des Vertrauens", wie der König betonte.
Auch fünf Gleichaltrige ergriffen im Laufe der Zeremonie das Wort und wünschten der Prinzessin viel Glück für ihren weiteren Lebensweg.
Die Sängerin Blanche sorgte für eine Überraschung, als sie gegen Ende der Feier das "Happy Birthday" anstimmte, in das alle Gäste einstimmten. Das Königspaar war sichtlich gerührt.
Eingeladen waren neben den Mitgliedern des Königshauses und den offiziellen Repräsentanten des Landes auch Freunde der Prinzessin, sowie junge Menschen, die 2019 ebenfalls ihr 18. Lebensjahr vollendeten.(vrt/rkr)
Eine Thronfolgerin wird volljährig – Ostbelgier bei der Geburtstagsfeier dabei
Roger Pint