"Thomas Cook Belgien versucht zu retten, was zu retten ist" - die Schlagzeile der Wirtschaftszeitung L'Echo fasst es wohl treffend zusammen. Die Direktion der belgischen Zweigstelle des bankrotten britischen Reiseveranstalters hat am Dienstag die erste Stufe eines Rettungsplans gezündet. Demnach wurde für den Großteil der Aktivitäten Gläubigerschutz beantragt.
Konkret gilt das für das Netz der rund 90 Reisebüros von Thomas Cook bzw. Neckermann. Hier sind rund 500 Mitarbeiter beschäftigt. Die behalten erstmal ihren Job, in der Hoffnung, dass sich ein Übernahmekandidat findet. Laut Medieninformationen stehen die Chancen dafür nicht schlecht.
75 Mitarbeiter verlieren ihre Stelle
Für andere Unternehmensteile ist es indes das Ende. Über drei Gesellschaften von Thomas Cook ist nach Angaben des Handelsgerichts von Gent inzwischen ein Konkurs verhängt worden.
Es handelt sich um Thomas Cook Belgien mit 70 Mitarbeitern, um Thomas Cook Retail, wo fünf Personen angestellt sind, sowie um den Finanzdienstleister des Reiseunternehmens, der keine eigenen Mitarbeiter hat. Das Handelsgericht bestellt drei Kuratoren, die sich mit den Mitarbeitern beraten sollen.
Abreise noch nicht möglich - Reisebüros offen
Dennoch: Thomas Cook versucht in Belgien einen teilweisen Neustart. Das ändert allerdings nach wie vor nicht wirklich viel für die Kunden. Wer Pauschalurlaub oder selbst einen Hotelaufenthalt über Neckermann oder Thomas Cook gebucht hat, kann seine Reise nicht antreten. Die Betroffenen sollten sich an den dafür zuständigen Reise-Garantiefonds wenden.
Der Garantiefonds übernimmt auch die Kosten für die Rückreise der im Ausland gestrandeten Belgier. Die Reisenden werden in der Regel vor Ort informiert.
Insgesamt wird der Garantiefonds zwischen 20 und 25 Millionen Euro zahlen müssen, um die durch die Thomas-Cook-Insolvenz verursachten Probleme zu beseitigen, sagte Wirtschaftsminister Wouter Beke im Kammerausschuss. Der Fonds verfüge über 17,5 Millionen Euro, doch er könne sich auf Bankgarantien stützen. Zurzeit befinden sich noch 13.400 belgische Urlauber im Ausland.
Die Reisebüros sind am Mittwoch wieder geöffnet. Alle Mitarbeiter stehen nach Angaben des Unternehmens zur Verfügung, um die Fragen der Kundschaft zu beantworten.
Aufatmen bei den Gewerkschaften
Die Aktivitäten laufen also erstmal weiter. Und in der Zwischenzeit wird nach einem Übernahmekandidaten gesucht. Die Direktion von Thomas Cook Belgien ist da offensichtlich guten Mutes.
In den letzten Tagen habe man schon vielversprechende Kontakte mit potentiell interessierten Investoren gehabt, die eventuell bereit wären, das Filial-Netz ganz oder in Teilen zu übernehmen, sagte Geschäftsführer Jan Dekeyser.
Die Gewerkschaften atmen erst einmal auf. Die Travel-Shops und Reisebüros seien bislang noch rentabel gewesen, sagt Els De Coster von der liberalen CGSLB. Und jetzt werde man eben versuchen, dieses Netz zu retten.
"Natürlich wissen wir, dass das keine Garantie ist", fügte Katrien Degryse von der sozialistischen Setca hinzu. "Natürlich ist die Zukunft der 500 Mitarbeiter noch immer sehr unsicher. Aber die Alternative wäre die Schließung gewesen."
Condor: Bund und Hessen geben Zusage für Überbrückungskredit
belga/rop/cd/km