Dass die Marke Thomas Cook in Belgien verschwindet, ist möglich, aber nicht zwingend. In Belgien, Deutschland, den Niederlanden und Skandinavien machte Thomas Cook Gewinn. Eine Übernahme ist nicht auszuschließen.
Dass Thomas Cook Belgium (700.000 Kunden, 600 Mitarbeiter) - anders als das Mutterhaus (22 Millionen Kunden, 21.300 Mitarbeiter) - nicht sofort Konkurs angemeldet hat, hat damit zu tun, dass man in Belgien wenig mit den Aktivitäten der Briten zu tun hat. Hier auf dem Festland sind die Verbindungen viel größer, besonders zu Deutschland. Man nutzt das gleiche Informatiksystem und man schließt auch zusammen Verträge mit Hotels ab.
Ob Pauschalreisen in Belgien jetzt teurer werden, bleibt abzuwarten. Wenn Thomas Cook in Belgien verschwindet, dann bleibt mit TUI nur ein großer Spieler in Belgien übrig. So ein Monopol führt normalerweise zu höheren Preisen. Konkurrent TUI verfügt bereits über einen Marktanteil von rund 50 Prozent. Thomas Cook mit der Marke Neckermann lag bei 40 Prozent. Es gibt noch kleine Mitbewerber wie Corendon oder Sunweb.
Mit der Thomas-Cook-Pleite wird die Marktmacht von TUI also riesig. Aber die kleinen Anbieter könnten versuchen, in diese Lücke zu stoßen. Zudem werden auch Internetanbieter wie Booking.com oder Expedia immer wichtiger. Nicht zu vergessen Anbieter wie Airbnb. Diese Wettbewerber werden schon dafür sorgen, dass TUI nicht einfach brutal die Preise erhöht.
Und das hat TUI auf Anfrage der Zeitung Het Laatste Nieuws auch schon bestätigt. Ein Pressesprecher sagte dazu: "Wir sind ein kleines Land, in dem man schnell über die Grenze schauen kann. Wenn man Kunden behalten möchte, ist eine Preissteigerung sicher nicht die beste Politik."
Angewiesen auf Preissteigerungen ist das Unternehmen TUI, das an der deutschen Börse notiert ist, nicht, da es finanziell gesund ist. Und schlechter wird es TUI nach der Thomas-Cook-Pleite auch nicht gehen. Denn Tui bleibt in Europa als einzige integrierte Reisekonzernmarke übrig. Also ein Anbieter, der alles unter eigenem Namen anbietet. Das heißt: Man bucht in einem TUI-Reisebüro, steigt in ein TUI-Flugzeug und übernachtet in einem TUI-Ferienhotel.
Von der Thomas-Cook-Pleite profitieren werden vor allem auch Billigflieger wie Ryanair oder Easyjet. Denn die werden ihre Preise mit ziemlicher Sicherheit erhöhen. Die Konkurrenz im europäischen Luftraum ist groß, die Margen gering. Solche Billigflieger werden alles daran setzen, die Kapazitäten von Thomas Cook zu übernehmen.
Das ist eine schlechte Nachricht für Brussels Airlines. Denn Brussels Airlines hatte einen Teil der Flotte und damit 26 Sonnenziele von Thomas Cook übernommen. Die belgische Fluggesellschaft muss damit rechnen, Hunderttausende Passagiere zu verlieren - und das in einer Zeit, in der Brussels Airlines eh schon stark sparen muss.
tijd/mz