Für die Fernsehsendung "Train your baby like a dog" gab es in Großbritannien viele Hurra-Rufe. "Endlich werden den Kindern wieder strenge Grenzen gesetzt", war ein Tenor. Doch die meisten Menschen haben eher entsetzt reagiert. Viele sprachen von einer Schande.
Der Psychotherapeut Jürgen Peeters hat schon lange eine klare Meinung dazu. Denn er hat schon vor einiger Zeit das fundierte Buch "Kinder sind keine Welpen" geschrieben. "Natürlich gibt es Ähnlichkeiten zwischen kleinen Kindern und Hundewelpen. Sie sind beide süß, sie brauchen beide Grenzen und Führung", sagt Peeters.
"Nur: Ihre Erziehung hat ein anderes Ziel. Ein Hund bleibt ein Leben lang von einem Besitzer abhängig. Ein Kind muss aber lernen, im Leben selbständig Entscheidungen zu treffen und sich in schwierige Situationen einzufühlen. Das lernt man nicht mit einer Methode, die nur auf Bestrafung und Belohnung basiert und daher manipuliert." Sitzen, schweigen, Pfötchen geben: Das klingt verlockend. Aber da erzieht man sich eher einen dressierten Affen, so die Expertenmeinung.
Axel De Clercq ist ein in Flandern bekannter Hundeflüsterer. Auch er hält nichts davon, da es selbst für Hunde mehrere Erziehungsmethoden gibt. Zudem gibt es laut Axel De Clercq keine ideale Trainingsmethode für Hunde. Jeder Hund sei anders, hat andere Bedürfnisse und einen anderen Charakter. Er habe selbst fünf Hunde aus demselben Wurf und dennoch ziehe er sie alle fünf unterschiedlich auf, weil sie unterschiedlich auf ihn reagieren.
Aber es gebe einen großen Unterschied: Man könne einem Kind ziemlich schnell erklären, warum es etwas nicht darf. "Für einen Hund bleibt es das ganze Leben über dasselbe Prinzip: ja oder nein", so seine Meinung dazu. Er fragt nicht zu Unrecht: Warum sollte eine Erziehungsmethode bei Kindern Erfolg haben, wenn es nicht mal bei einem Hund möglich ist, einen festen Erziehungsstil aufzuzwingen?
Klar ist: Ein Kind muss in der Lage sein, mehr zu tun, als nur erwünschtes Verhalten zu zeigen. Es muss auch lernen, Verantwortung zu übernehmen und unabhängig Entscheidungen zu treffen. Der Weg dahin ist immer steinig. Ilse De Block, Direktorin der flämischen Eltern-Telefonhilfe De Opvoedingslijn, sagt passend dazu: "Die Tatsache, dass das Fernsehprogramm so eifrig aufgenommen worden ist, zeigt wie unsicher viele Eltern sind. Viele Mütter und Väter suchen nach dem ultimativen Elternbuch oder den besten Tipps."
Weil sie über ihre Vorgehensweise unsicher sind, sehe man diese Eltern manchmal von einer Methode zur anderen springen. Ein Kind spüre das sofort. Anstatt eine klare Grenze gesetzt zu bekommen, sieht sich das Kind dazu eingeladen, Grenzen weiter zu erkunden. Das kann ganz schön anstrengend sein.
Für Eltern heißt das: geduldig sein. Erziehen ist oft ein Suchen und Ausprobieren. Laut Ilse De Block ist das Hundetraining in diesem Sinne viel zu einfach. "Viele Eltern suchen nach einer vorgefertigten Antwort, aber das gibt es nicht: Zweifeln gehört einfach zur Erziehung dazu." Man solle aber auf Gefühle und Bedürfnisse der Kinder achten.
destandaard/channel4/twitter/mz/mg