"Dick, grün und von hoher Qualität" - Erntehelferin Louise beurteilt die diesjährige Ernte fachfraulich: alles perfekt. Louise muss es wissen. Seit zwölf Jahren hilft sie jedes Jahr auf der Ferme Goffin in Burdinne im Hespengau bei der Birnenernte und hat schon einige Katastrophenjahre erlebt. Doch in diesem Jahr läuft alles bestens.
40 Erntehelfer sind zurzeit dabei, die Birnen auf der 16 Hektar großen Wiese zu pflücken. Sie müssen sich beeilen, in zwei Tagen müssen alle Birnen runter sein. Die Menge ist in diesem Jahr zwar nicht so riesig, aber über die Qualität kann Birnenbauer Nicolas Goffin nicht meckern: "Es war zwar trocken, aber nicht ganz so trocken wie im letzten Jahr", so Goffin. Die heißen Phasen und etwas mehr Regen haben den Birnen gutgetan. 2018 hätten die Birnen unter der langen Trockenperiode gelitten. Sie wurden gelber und weicher. In diesem Jahr war das anders. Eine gute Härte mit sattem grünen Körper. Nicolas Goffin ist überzeugt: "Eine Conférence in Topform."
Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die Birnen müssen auch verkauft werden - und das zu einem guten Preis. Mindestens 60 Cent pro Kilo müssen es schon sein, damit Nicolas Goffin schwarze Zahlen schreiben kann. Doch das ist nicht so einfach.
Russisches Embargo
2014 hat Russland ein Embargo für landwirtschaftliche Produkte aus Europa ausgesprochen. Eine Reaktion auf die Haltung Europas wegen der Ukraine-Politik Moskaus. Seitdem importiert Russland auch keine belgischen Birnen mehr. Das tut weh, denn vor 2014 war Russland ein Hauptabnehmer belgischer Birnen. Mehr als die Hälfte der Birnenproduktion war für den russischen Markt bestimmt.
Seitdem müssen die belgischen Birnenbauern jedes Jahr erneut auf die Suche nach ausländischen Kunden gehen, die ihnen etwa 40 Prozent der Ernte abnehmen. Denn herrscht ein Überangebot, dann sinkt auch der Preis und damit die jetzt schon geringen Gewinnmargen. "Zum Glück ist die Birnenqualität beim Hauptkonkurrenten Italien in diesem Jahr nicht so gut wie bei uns", erklärt Nicolas Goffin. Tolle Qualität und optimale klimatische Bedingungen. Das helfe ihm, auf anderen Absatzmärkten seine Birnen verkaufen zu können - wie Deutschland und Großbritannien, wo eigentlich kleinere Birnen gefragt sind.
Doch angesichts des Brexits zeichnet sich da womöglich das nächste Problem ab. Deshalb heißt es jetzt, die Birnen noch vor dem 31. Oktober auf die Insel zu bekommen. Wahrscheinlich müssen sich die belgischen Birnenbauern danach erneut auf die Suche nach Kundschaft begeben.
Volker Krings