Die Gesichtserkennung bringt durchaus Vorteile mit sich, etwa dann, wenn es um polizeiliche Ermittlungen geht: zum Beispiel bei der Suche nach Terroristen oder auch vermissten Kindern.
Inzwischen machen aber auch immer mehr Unternehmen von der Technologie Gebrauch. Das Transportunternehmen "De Lijn" beispielsweise hat jetzt rund 500 Kameras zur Gesichtserkennung bestellt. Beim Fußballstadion RWD in Molenbeek wurden bereits Gesichtserkennungssysteme installiert. Und auch am Flughafen Zaventem soll in Zukunft über eine "automatische Passkontrolle" geprüft werden, ob hier EU-Bürger, die nicht dem Schengen-Raum angehören, fliegen.
Das System ist jedoch noch nicht ganz spruchreif. Gerade in einer Abflughalle, die voll mit Menschen ist, soll es noch sehr schwer sein, jemanden zu identifizieren. Um ein Gesicht erkennen zu können, müssen die Kamerabilder eine sehr gute Qualität haben. Augen und Nase müssen sichtbar sein, und auch die Abstände dazwischen sollten erkennbar sein. Bei Zehntausenden Flugreisenden kein leichtes Unterfangen.
Ein Professor der KU Leuven warnt darüber hinaus davor, dass der Grad zum Überwachungsstaat in Zukunft sehr schmal werden kann, wenn die Gesichtserkennung auch über die Flughäfen hinaus genutzt wird. Kritiker erinnern an George Orwells Buch "1984" - nach dem Motto "Big Brother is watching you". Denn das Smartphone kann man ja noch zu Hause liegen lassen, wenn man mal nicht geortet werden will, das Gesicht aber eben nicht.
Die Fehlermarge der Gesichtserkennungssysteme ist außerdem nicht zu unterschätzen. Die Universität Essex hat festgestellt, dass die Londoner Polizei in vier von fünf Fällen falsch lag. Die Technik lässt sich außerdem auch manipulieren. Es gibt eine spezielle Brille, die man tragen kann, um unerkannt zu bleiben und es gibt spezielle Kleidung, die Verbrechern hilft, das System in die Irre zu führen.
Das FBI verfügt übrigens über eine Datenbank mit mehr als 30 Millionen Fotos. Mittels der Gesichtserkennung wird geprüft, ob es eine Übereinstimmung gibt zwischen einem Gesuchten und der Datenbank. 80 Prozent der Personen in der Datenbank sind aber gar nicht als Straftäter registriert. Eine Praxis von der man in Belgien absehen will: Nach Angaben der föderalen Polizei soll die Gesichtserkennung hier nur bei registrierten Straftätern angewendet werden.
Die Technologie ist bereits soweit fortgeschritten, dass die Kameras auch Gemütszustände von den Gesichtern ablesen können. Auch das Alter kann geschätzt werden und es soll sogar einen Algorithmus geben, der politische Haltung und sexuelle Orientierung erkennen kann. Problematisch ist die Gesichtserkennung deshalb auch, wenn sie in Staaten angewendet wird, um beispielsweise homosexuelle Personen oder politische Gegner besser zu verfolgen.
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