Eine amerikanische Analystin hat Frauen aus elf Ländern über drei Jahre lang 57.000 Kleidungsstücke und Accessoires gezeigt und gefragt, wie viel sie dafür bezahlen möchten. Das Ergebnis lag bei 76 Prozent des eigentlichen Preises. Ihr Fazit: Rabatte sind zur Norm geworden.
Käufer erwarten das ganze Jahr über Rabatte, und das wird zum Teufelskreis. Ladeninhaber müssen immer mehr Rabatte anbieten. Und der Kunde ist immer weniger bereit, den vollen Preis zu bezahlen. Leider sinkt mit dem Preis auch die Wertschätzung des Produkts. Das dürfte auch den Herstellern nicht gefallen.
Eine Möglichkeit für Modeketten ist, dass sie die Stückzahlen klein halten. Der Kunde soll also einsehen, dass er besser den vollen Preis bezahlt, da die eigene Größe bis zum Schlussverkauf sonst nicht mehr da sein könnte.
Das eigentliche Problem ist aber, dass immer mehr Rabatte zu geringen Margen führen. Und das hat dann zur Konsequenz, dass die Läden Kleider außerhalb der Rabattsaison noch teurer verkaufen, um das Geld wieder hereinzuholen.
Dazu kommt: Eine Umfrage bei belgischen Frauen hat ergeben, dass ungefähr jede Vierte zugibt, beim Schlussverkauf mindestens ein Kleidungsstück gekauft zu haben, das sich im Nachhinein als Fehlkauf herausgestellt hat. Rabatte sorgen dafür, dass man impulsiver einkauft - oft auch ohne Anprobe.
Modelabels mit starken Markennamen sind schon längst auf den Trichter gekommen, dass Rabatte schlecht fürs Image sind. Und deshalb werden die Rabatte immer mehr zurückgefahren.
Aber auch als Kunde hilft es, wenn man kurz nachdenkt. Denn es gibt auch bei Kleidern ein Preis-Leistungs-Verhältnis. Das teure Lieblingskleid und der teure Lieblingsanzug zum Preis von 250 Euro, die zehn oder 20 Jahre getragen werden, lohnen sich eher als die günstigere Version, die nur zwei Mal getragen wird, weil sie dann doch nicht so gefällt oder unbequem ist.
Experten-Trick
Die belgische Mode- und Architekturjournalistin Iris De Feijter hat eine praktische Regel: Schauen Sie sich den Originalpreis an und entscheiden Sie dann erst, ob Sie auch bereit wären, diesen Preis zu zahlen. Wenn nicht, dann sollte man die Bankkarte lieber stecken lassen.
knack/mz/km