Belgien gehört zu den Ländern weltweit, die am stärksten von Wasserknappheit bedroht sind. Das geht aus einem Bericht des World Resources Institute hervor. Das ist ein Zusammenschluss von über 100 Wissenschaftlern in den USA.
Weltweit betrachtet stehen die Belgier auf Platz 23. Das ist sogar der schlechteste Wert in den westeuropäischen Flächenstaaten, den die Wissenschaftler Belgien zuschreiben.
Natürlich gibt es Regionen im Mittelmeer, die noch stärker von Wasserknappheit bedroht sind. Die Länder haben aber gleichzeitig andere Regionen, die weniger stark betroffen sind. Aber als gesamtes Land betrachtet ranken die Forscher Belgien sogar noch vor Spanien oder Italien.
Ganz vorne auf der Liste stehen vor allem Staaten im Nahen Osten wie Katar, Israel, der Libanon oder auch der Iran. Zum Vergleich: Deutschland liegt erst auf Platz 62.
Das schlechte Abschneiden liegt vor allem daran, dass Belgien so dicht besiedelt ist, also viele Einwohner pro Flächeneinheit hat.
Für belgische Wissenschaftler, die sich mit der Materie beschäftigen, ist das Ergebnis nicht überraschend. Marijke Huysmanns von der Freien Universität Brüssel sagt in der Zeitung De Standaard, dass schon länger bekannt sei, dass hierzulande Landwirtschaft und Industrie viel Wasser verbrauchten, obwohl gar nicht so viel davon da sei.
Die Niederlande hingegen liegen auf Rang 80 – also deutlich besser. Das liegt vor allem an der Bodenbeschaffenheit. Der Boden in den Niederlanden ist viel sandiger. Dort kann man viel leichter Grundwasser gewinnen. Daher ist das Land weniger von Wasserknappheit bedroht als Belgien.
In Belgien ist die Wasserknappheit also vor allem strukturell bedingt. Das heißt, dass das Problem mit oder ohne Klimawandel bereits besteht.
Allerdings könnte der Klimawandel die Situation verschärfen: Wenn beispielsweise Regenfälle ausbleiben, was im Juli der Fall war. Flämische Bauern durften in dieser Zeit Gewässer nicht mehr nutzen, um Felder zu bewässern und die flämische Regierung meldete, dass die Grundwasserspiegel fast überall niedrig waren.
Die Wissenschaftler haben einige konkrete Empfehlungen. Eine davon: Mehr Regenwasser auffangen. Das beginnt bei privaten Haushalten, die mit Regenwasser beispielsweise den Garten bewässern oder das Auto waschen sollen. Größere Gebäude wie Schulen oder Sporthallen haben da sogar noch mehr Potential, Regenwasser aufzufangen und direkt zu nutzen (für Toilettenspülungen zum Beispiel).
Aber auch Landwirtschaft und Industrie sollten überlegen, ob sie für bestimmte Anwendungen nicht anderes Wasser nutzen können, als das aufwendig aufbereitete Trinkwasser aus dem Wasserhahn. Der Vorschlag: Nur grob gesäubertes Abwasser als Kühlwasser verwenden oder damit die Felder bewässern.
Länder im Nahen Osten, die eine große Wasserknappheit haben, nutzen auch Meerwasser, das sie entsalzen. Das ist dort oft die einzige Möglichkeit. Für Belgien ist das aber keine Option. Das Verfahren ist zu aufwändig und damit zu teuer.
In Belgien könnten aber noch andere Maßnahmen helfen, sagt Marijke Huysmanns von der ULB. Hierzulande sei Wasser nämlich noch zu billig. Das lade erstens zu Verschwendung ein. Zweitens gebe billiges Wasser zu wenig Anreiz, nach Alternativen zu suchen.
ds/ok