Lachgas wurde früher insbesondere in der Zahnmedizin als Narkosemittel gebraucht. Doch ganz verschwunden ist dieses Distickstoffmonoxid N2O nicht. Zum Beispiel ist es in den sogenannten Sahnekapseln enthalten. Das sind kleine Gaspatronen, die in Sahnespender eingeschraubt werden. Im Supermarkt gibt es diese Kartuschen für unter 50 Cent pro Stück.
Nur: Seine Wirkung hat das Gas dafür nicht verloren. Und auf diesen Trichter sind irgendwann auch Jugendliche gekommen. Der Trick: Man lässt das Gas in einen Luftballon strömen. Dann kann man es in Ruhe einatmen.
Das ist inzwischen zu einem Massenphänomen geworden. "Leider", sagt Professor Jan Tytgat, Spezialist für Toxikologie an der Katholischen Universität Löwen. "Wir sehen immer häufiger diese Gaspatronen. Und oft sind es Teenager, 12- bis 14-Jährige, die mit diesem Lachgas herumexperimentieren. Und das ist sehr besorgniserregend", sagte der Experte in der RTBF.
Wirkung
Erstmal zur Wirkung: Lachgas hat einen narkotischen, berauschenden Effekt. Er verursacht also - ähnlich wie Alkohol - eine Art Betäubung von Verhalten und Bewusstsein. "Problem ist: Das kann auch Schwindel bewirken, bis hin zum Sauerstoffmangel im Gehirn", sagt Jan Tytgat. "Schlimmstenfalls kann man ins Koma fallen, oder sogar sterben."
Regelmäßiges Einatmen von Lachgas kann auch bleibende Schäden am Nervensystem zur Folge haben. Lachgas ist also nicht zum Lachen.
Geschweige denn, wenn man sich danach auch noch ans Steuer setzt. "Der Gebrauch von Lachgas ist schwer nachzuweisen", erklärt Professor Jan Tytgat. "Ein Speicheltest zum Beispiel erlaubt das nicht. Und wer sich unter Einfluss von Lachgas in den Straßenverkehr begibt, ist das besonders gefährlich."
Einen traurigen Beleg dafür gab es vor ziemlich genau einem Monat: In Kortessem in der Provinz Limburg kamen fünf junge Menschen bei einem furchtbaren Verkehrsunfall ums Leben. Der Fahrer war mit voller Wucht in ein Gebäude gerast. Später fand man im Auto eben diese silbernen Gaskartuschen. Vieles deutet also darauf hin, dass der Fahrer unter dem Einfluss von Lachgas stand.
Professor Jan Tytgat plädiert denn auch für eine Reglementierung. Bislang ist Lachgas nicht verboten. Eben weil es in der Nahrungsmittelindustrie zum Einsatz kommt. Nur: Weil es frei verfügbar ist, ist die Hemmschwelle natürlich entsprechend tief, ist für Jugendliche die Versuchung groß, mit Lachgas zu experimentieren.
Polizei hat keine Handhabe
Genau gesagt hat die Polizei im Moment keinerlei Handhabe. Selbst, wenn man jemanden auf frischer Tat dabei erwischt, wie er Lachgas einnimmt, können die Behörden nichts machen. Strafbar wird das ganze erst ab dem Moment, wo sich einer unter Einfluss ans Steuer setzt.
Gesundheitsrisiken, Gefahren für den Straßenverkehr,... - aus all diesen Gründen werden immer mehr Stimmen laut, die Lachgas verbieten wollen, sagt Professor Tytgat. Man müsste dann eben Ausnahmen für die Nahrungsmittelindustrie oder die Medizin vorsehen. "Aber wir brauchen zumindest gesetzliche Regeln in diesem Bereich."
"Wenn man jedenfalls jetzt feststellen muss, dass Lachgas zum Trend wird, dann wird es höchste Zeit zu reagieren", sagt Tytgat. So wie jetzt, mit dieser totalen Legalität zumindest was die reine Einnahme von Lachgas betrifft, könne es jedenfalls nicht weitergehen.
Roger Pint