Der Fall einer an Parkinson erkrankten Frau hatte zuletzt für großes öffentliches Interesse gesorgt. Denn: Sie und ihr Mann hatten auf einem der unzähligen Bordeaux-Weingüter gearbeitet und waren also ständig in Kontakt mit Pestiziden.
Für Aufsehen sorgte der Fall vor allem deswegen, weil ein französisches Gericht die Erkrankung der Frau im Januar als Berufskrankheit anerkannte und dem Arbeitgeber dafür eindeutig die Schuld gab. Das letzte Wort ist in dieser Angelegenheit zwar noch nicht gesprochen, viele Weinbauern in Bordeaux wollen aber jetzt auf Bio-Produktion umstellen.
Weinbau wird ja auch in Belgien betrieben, gehört hier sogar zu den Wachstumsbranchen. Auch die belgischen Weinbauern greifen auf die handelsüblichen Pestizide zurück, aber nach Angaben ihres Berufsverbandes längst nicht so intensiv wie in Frankreich.
Das liegt daran, dass die Regeln in Belgien viel strenger sind als in Frankreich. Das hat der Vizevorsitzende des belgischen Weinbauernverbandes, Paul Vleminkks in einem Interview mit dem flämischen Rundfunk erklärt.
Belgien hat EU-weit die strengsten Regeln zur Anwendung von Pestiziden im Weinbau und hinzu kommt noch, dass Belgien noch ein Neuling ist in Sachen Weinanbau und daher ist der Druck groß, nichts und niemanden zu verschmutzen oder zu vergiften, sagt Vleminckx hier. Das sagt er mit Blick auf die Umwelt, aber auch auf die Menschen, die am Weinberg arbeiten und das sind immer mehr.
Denn der Weinanbau in Belgien ist in der Wachstumsphase - da hat sicher der Klimawandel seinen Anteil dran. Es gibt belgienweit ca. 140 Winzer und die haben im letzten Jahr zwei Millionen Liter Wein angebaut.
Die Böden in Bordeaux sind blau eingefärbt durch den Einsatz von Kupfer, sagt Vleminckx. Das sei wie eine Bombe, die früher oder später hochgehen musste. Ob die Umstellung auf Bio jetzt aber eine Verbesserung darstellt, ist nicht sicher. Denn auch beim Bio-Weinanbau wird mit Schwermetallen gearbeitet. Grund ist ein äußerst schwer besiegbarer Gegner, der Mehltau. Das ist ein Schimmelpilz, der den Weinbauern praktisch europaweit Kopfschmerzen bereitet.
Eine wirksame Schädlingsbekämpfung, die Mensch und Natur nicht schadet, könnten genmanipulierte Pflanzen sein. Denn diese genmanipulierten Pflanzen sind quasi immun gegen Schädlinge. Doch möglicherweise werden da andere Fragen und Sorgen auftauchen, auch mit Blick auf Auswirkungen für die Natur.
sh/lo/rasch