In Kleine Brogel wurde am Mittwoch die Rekordtemperatur für Belgien gemessen. Genau 38,9 Grad Celsius um 14.30 Uhr. Eine so hohe Temperatur gab es zuvor noch nie in Belgien. Noch nie seit 1833, seitdem das Königliche Meteorologische Institut Temperaturen für Belgien aufschreibt.
Schon am selben Nachmittag, um 17 Uhr, wurde der Rekord wieder gebrochen: 39,9 Grad!
Die Wetterexperten rechnen damit, dass Donnerstag stellenweise sogar Temperaturen über 40 Grad herrschen werden.
Ein Fehler an der Oberleitung – und plötzlich stand der Zug. Nicht irgendein Zug, sondern ein Eurostar-Hochgeschwindigkeitszug auf der Strecke Brüssel-Paris südlich der Hauptstadt bei Halle. Die RTBF hatte zufällig einen Mitarbeiter auf die Reise mit diesem Zug geschickt.
Journalist Valentin Boigelot meldete sich in den Mittagsnachrichten per Telefon live aus dem Zug und beschrieb die Lage: "Im Zug ist es wirklich sehr heiß", sagte er. "Die Klimaanlage läuft nicht. Es ist um die Mittagszeit, die Temperaturen erreichen ihre Höchstwerte."
Immerhin konnten ein paar Türen des stillstehenden Zuges mit rund 600 Personen an Bord geöffnet werden. Der Journalist berichtete, dass an jede Tür ein vom Zugpersonal ausgewählter Passagier postiert wurde, um zu verhindern, dass irgendjemand den Zug verlässt.
Passagiere als Polizisten – auch das macht die Hitze möglich. Am Nachmittag konnten alle 600 Zuggäste und 400 Reisende eines anderen blockierten Zuges wohlbehalten nach Brüssel zurücktransportiert werden.
Ähnlich wie die meisten Menschen mögen auch Atomkraftwerke große Hitze nicht. In Frankreich wurden deshalb schon einige AKW wegen der aktuellen Hitzewelle stillgelegt.
In Belgien dagegen laufen alle AKW weiter. Für das AKW in Tihange erklärt Engie-Electrabel-Sprecher Olivier Desclée das mit folgenden Gründen: "Die Wassertemperatur der Maas liegt heute unter dem kritischen Wert. Deshalb können wir weiter Wasser aus der Maas entnehmen, um die Kernreaktoren zu kühlen."
Alle AKW seien also einsatzfähig, fügte Desclée hinzu. Und beruhigte Sorgen vor möglichem Strommangel: Engie-Electrabel habe auch noch andere Kraftwerke.
"Wenn wir die Leistung der Atomkraftwerke ein bisschen herunterfahren müssten, um die maximal erlaubten Wärmewerte des Flusswassers einzuhalten, wären wir immer noch in der Lage, die Nachfrage unserer Kunden nach Strom zu decken", sagte Desclée.
Erfrischung von der Hitze bietet zurzeit noch die Küste. Dort weht häufig ein bisschen Wind. Doch wer kurzentschlossen ein paar Tage dort Abkühlung bekommen möchte, der muss sich enttäuschen lassen.
"Sofort, nachdem die Wettervorhersage 30, 35, 40 Grad für diese Woche vorausgesagt hatte, war alles ausgebucht. Auf einen Schlag", berichtet Hotelbetreiber Sébastien Rodriguez.
So sieht es an der Küste aus: Ausgebuchte Hotels und Campingplätze fast überall. Man muss Glück haben, um noch ein Plätzchen zu bekommen.
"Wir sind zurzeit sehr gefragt", bestätigt Campingplatzbetreiberin Martine Priem. "Jeder möchte jetzt ans Meer, weil ich glaube, dass es hier angenehmer ist, als im Landesinneren."
Doch Sonntag soll es auch an der Küste quasi unerträglich werden. Denn dann soll der Wind aufhören zu blasen. Die Hitze wird Belgien dann noch enger umschlingen.
belga/dpa/mh/kawa