"Wir werden schnaufen und schwitzen", sagt die VRT-Wettermoderatorin Sabine Hagedoren. Die Temperaturen werden für den einen oder anderen sogar die Grenzen des Erträglichen erreichen. Am Donnerstag könnte das Thermometer stellenweise auf 39 Grad steigen.
Vielleicht wird es sogar der heißeste Tag seit Beginn der Messungen. Dafür müsste es in der Referenzstation in Uccle wärmer werden als 36,6 Grad. Dieser Rekord stammt aus dem Jahr 1947.
Wie kommt das? "Nun, wir haben es hier mit einer Kombination aus zwei Phänomenen zu tun", sagte in der RTBF Xavier Fettweis, Meteorologe an der Uni Lüttich. Auf der einen Seite zieht warme Luft aus Spanien und Portugal nach Norden. Das ist sozusagen die Hitzewelle, die in Portugal die verheerenden Waldbrände zur Folge hatte.
Diese Luft, die ursprünglich aus Afrika kommt, strömt dann über die Pyrenäen, wo sie noch an Feuchtigkeit verliert. Und die mischt sich dann mit warmer Atlantik-Luft. Und dadurch entsteht ein "Tunnel" aus warmen Luftmassen, der quasi in Belgien auskommt.
Solche extremen Temperaturen lassen natürlich die Alarmglocken schrillen. In erster Linie bei den Gesundheitsbehörden. Das Königliche Meteorologische Institut und auch die Interregionale Umweltagentur Celine haben schon vor einigen Tagen die Warnphase ausgerufen. Das ist quasi das Signal für die verschiedenen zuständigen Stellen, ihre Präventionspläne in Kraft zu setzen. Das gilt zum Beispiel für Alten- und Pflegeheime, wo in diesen Tagen nochmal besonders darauf geachtet wird, dass die Bewohner auch wirklich regelmäßig trinken.
Es gelten die inzwischen allseits bekannten Empfehlungen: Direkte Sonneneinstrahlung vermeiden, ebenso wie körperliche Anstrengung. Und natürlich viel Wasser trinken. Besonders Risikogruppen wie Kinder, Senioren, oder Menschen mit Atemwegserkrankungen sollten das beherzigen.
Die Hitzewelle macht in gewissen Bereichen die Probleme nur noch größer, als sie es ohnehin schon sind. Die Rede ist von der Wasserversorgung. In Flandern etwa gelten schon seit einigen Tagen dürrebedingte Beschränkungen. Inzwischen darf so gut wie nirgendwo mehr Wasser aus Seen, Flüssen oder Bächen abgepumpt werden.
Das sorgt manchmal sogar für "gemeinschaftspolitischen" Stress. Die Gemeinde Comines-Warneton etwa hatte zuletzt mit einem regelrechten Wassertourismus zu kämpfen. Eine Invasion von riesigen Traktoren mit noch größeren Wasserfässern, die alle aus Westflandern kamen. In Comines zapften sie also die Lys an. Der "Witz" ist: Diese Lys heißt ein paar Kilometer weiter Leie. Und dort auf flämischer Seite, ist das Abpumpen desselben Wassers verboten.
"Naja, wir verstehen ja die Probleme, mit denen die Landwirte konfrontiert sind", sagte Bürgermeisterin Alice Leeuwerck in der RTBF. Man versuche aber, hier Leitplanken zu setzen. Die Zapfstellen und auch die Zeiten, in denen das Abpumpen erlaubt ist, sind klar festgelegt. In der Theorie. Viele Anwohner beklagen sich, dass sie manchmal sogar nachts fast aus dem Bett fallen, wenn ein Monstertrecker vorbeirauscht.
Inzwischen bietet aber auch die flämische Wassergesellschaft Aquafin Lösungen an: Den Bauern wird Wasser zur Verfügung gestellt, das gesäubert ist, aber noch keine Trinkwasserqualität hat. Für die Bewässerung von Feldern sei das aber in jedem Fall schon geeignet. "Naja, vielleicht mit Ausnahme von Erdbeeren oder Salat", sagte ein Sprecher in der VRT.
Die Luftqualität ist übrigens noch vergleichsweise gut, wobei die Informationsschwelle stellenweise doch überschritten werden könnte. Das interregionale Umweltamt hält die Entwicklung genau im Auge, wie auch das Königliche Meteorologische Institut. Beide könnten auch die diversen Warnstufen in den kommenden Stunden oder Tagen noch anpassen. Zum Wochenende soll es aber kühler werden.
Roger Pint